Der THC-Spiegel ist nicht alles

Selten berichtet die Tagespresse über die Cannabisforschungen. Auch so im Juni, als in Colorado eine Studie veröffentlicht wurde, deren Ergebnisse tatsächlich von öffentlichem Interesse sein könnten: Sie macht deutlich, dass höhere THC-Konzentrationen nicht unbedingt zu einem stärkeren High-Gefühl führen. Und obwohl die Medien nicht darauf eingingen, ist dies von hoher medizinischer Relevanz. Die ForscherInnen hatten untersucht, welchen THC-Blutspiegel der Konsum unterschiedlich starker Cannabissorten und konzentrate verursacht und auf welche neurologischen Effekte sich nach dem Verhalten der ProbandInnen schließen lässt. Insgesamt hatte die Studie 121 TeilnehmerInnen, von denen 55 Cannabisblüten und 66 Konzentrate konsumierten. Der jüngste Teilnehmer war 21, der älteste 70 Jahre alt. Im Monat vor dem Test hatten alle viermal Cannabis konsumiert, alle hatten Erfahrung mit Konzentraten und rauchten nicht täglich Tabak. Eine Testgruppe erhielt pro Kopf 3 g Blüten mit 16 % bzw. 24 % THC, die Mitglieder der anderen pro Kopf 1 g Konzentrat mit 70 % oder 90 % THC. Die StudienteilnehmerInnen hatten fünf Tage Zeit, sich mit den Proben vertraut zu machen, und konsumierten sie dann am Tag der Untersuchung zu Hause nach ihrer bevorzugten Methode, während ihre Gesundheitswerte in einem mobilen Labor untersucht wurden. Die ForscherInnen wollten sehen, wie sich höhere THC-Werte jeweils darstellen. Zum Beispiel, wie sie den Blutplasmaspiegel, subjektive Werte wie Intoxikation (High-Gefühl) und Stimmung oder die kognitiven Leistungen und das Gleichgewicht beeinflussen. Sehen wir uns die Ergebnisse an: Während BenutzerInnen von Konzentraten mehr THC konsumierten, was auch in ihrem Blut nachweisbar war, wurde bei ihnen auf der Grundlage subjektiver Berichte und kognitiver Tests keine signifikante Bewusstseinsveränderung beobachtet. Daher sahen die ForscherInnen keine Hinweise darauf, dass eine höhere Potenz einen erhöhten Einfluss auf die Gehirnfunktion hat. Dies ist besonders wichtig für diejenigen, die wegen ihres Gesundheitszustands regelmäßig Cannabis konsumieren müssen, damit die Verringerung der Krankheitssymptome nicht zu einem ständigen High-Gefühl führt und sie in der Lage bleiben, ihre täglichen Aufgaben auszuführen. Gleichzeitig erklärt die Untersuchung auch, dass KonsumentInnen von Konzentraten, wie starkem Cannabisöl, nach kurzer Zeit eine Toleranz entwickeln, in der die Bewusstseinsveränderung kaum zu spüren ist, während die gesundheitlichen Vorteile von Cannabinoiden nicht beeinflusst werden.

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