Urtalent

In unserer Juliausgabe hatten wir über den bedeutenden Psychonauten Terence McKenna und sein Hauptwerk berichtet. Demzufolge ist die evolutionäre Explosion dem Gebrauch von Halluzinogenen zu verdanken. Diese Theorie konnte bis heute nicht überzeugend bewiesen werden, es gibt aber neue Anzeichen dafür, dass etwas dran sein könnte. Zum Beispiel der neue Ansatz, dass die Urmenschen wirklich Kiffervisionen an die Höhlenwände gemalt haben. Den Forschern der Universität von Tokio fiel auf, dass die mehrere tausend Jahre alten, auf verschiedenen Kontinenten verbreiteten Höhlengemälde ähnliche geometrische Formen verwenden. Nach ihrer Argumentation ist die Erklärung dafür im rituellen Gebrauch psychedelischer Mittel zu suchen, die uns ähnliche Visionen bescheren. Obwohl unsere Vorfahren sich nicht auf den in Metall getriebenen Fraktallinien von Alex Grey bewegten, sind auf ihren Gemälden verwandte Elemente erkennbar. Neu an den Methoden der japanischen Forscher ist, dass sie ihre Vorstellungen, im Gegensatz zu McKenna, nicht mit kulturgeschichtlichen Erklärungen, sondern mit kognitiven neurologischen Analysen und mathematischen Formeln untermauern. Sie zeigen auf, dass auf zahlreichen Gemälden Nervenmuster, sogenannte Turing-Mechanismen, zu finden sind, die einen durch Psychedelika veränderten Bewusstseinszustand beim Malen annehmen lassen. Die Forscher denken, dass die auf diese Weise geschaffenen visionären Werke eine zusätzliche Bedeutung erhielten und auch die Rituale auf eine höhere Ebene hoben. Nun wäre nur noch eine Synthese von McKennas evolutionärer Erklärung mit der neurologischen der Universität von Tokio nötig, um mit Sicherheit verkünden zu können: Den Menschen erhob nicht nur die Arbeit, sondern auch der Gebrauch von Halluzinogenen aus der Tierwelt.

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