Wien und das neue „Drogenproblem“

Seit einigen Monaten finden sich vermehrt Berichte in österreichischen Medien, allen voran im Boulevard, über den zunehmenden Drogenhandel im öffentlichen Raum. In Wien geschehe dies vor allem im Bezirk Ottakring, in den Bereichen der U-Bahn-Stationen Thaliastraße und Josefstädterstraße, dem Josef-Strauß-Park und dem Brunnenmarkt.

In den Medien wird diese Situation dargestellt, als sei sie völlig neu. In Ottakring trifft das auch ein wenig zu: Ein Anstieg der sogenannten Straßenkriminalität ist zu verzeichnen. Als mutmaßlicher Grund für diese Entwicklung wird zumeist die Strafrechtsnovelle angeführt, welche mit Anfang 2016 in Kraft trat. Diese Novelle soll die Gewerbsmäßigkeit von Straftaten neu regeln. Der Gesetzgeber will damit erreichen, dass des Drogenhandels Beschuldigte, nicht mehr so schnell und in so hoher Anzahl in Untersuchungshaft genommen werden.

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Aber das allein kann nicht der Grund für die Zunahme an Anzeigen sein. Denn der Handel mit Drogen, und dabei vorwiegend Cannabis, an bestimmten Orten in Wien ist alles andere als neu. Ganja war auch zuvor an vielen Ecken Wiens, in „Hittn“ und rund um Clubs wie das Flex leicht erhältlich.

Viele CannabishändlerInnen, die jetzt im Fokus von Medien, Politik und Polizei stehen, sind AsylbewerberInnen aus Westafrika, Nordafrika sowie Afghanistan. Spätestens an dieser Stelle fällt einem der rassistische Beigeschmack der medialen Darstellung der Thematik auf. Das Schlagwort – Ethnic Profiling – könnte mitunter auch eine Erklärung des sprunghaften Anstiegs der Anzeigen und der damit einhergehenden Darstellungen in Zeitungen und Nachrichten sein. Ethnic Profiling beschreibt eine Praktik von Strafverfolgungsorganen, bei der gezielt Menschen nach ihrer Hautfarbe oder der angenommenen Herkunft kontrolliert und in diesem Fall des Suchtmit-telhandels verdächtigt werden.

Der Gesellschaft und vor allem den Menschen, die hierher kommen, um ein normales, friedliches Leben zu führen, wäre doch besser geholfen, wenn sie nicht durch das staatliche Arbeitsverbot jeglicher Perspektive beraubt würden. Es sollte ihnen gestattet werden, eine Arbeit aufzunehmen. Und wenn, warum nicht in der Cannabisindustrie? Wo doch einige Tausend Arbeitsplätze durch die Freigabe der Produktion und des Handels mit Cannabis entstehen würden. Arbeitsplätze für alle.

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