Holland kontert

Holland kontertDas Tauziehen um die Legalisierung in Washington, D.C. geht weiter. Obwohl das Gesetz schon in Kraft ist, gibt der Kongress nicht nach und versucht den Start des legalen Cannabismarktes nach Kräften zu verzögern. Der Oberbürgermeister argumentierte unter anderem, er wolle nicht, dass Washington, D.C. das „neue Amsterdam“ werde. Die niederländische Botschaft in der amerikanischen Hauptstadt reagierte geistreich auf die Beleidigung und zeigte mit einer Infografik, warum die Amsterdamisierung keine so große Katastrophe wäre. Die Bevölkerungszahl beider Städte ist ähnlich, in Amsterdam leben 150.000 Menschen, den Bewohner/innen stehen aber in der Stadt 250 Meilen Radwege zur Verfügung, im Vergleich zu den 50 Meilen in Washington, D.C. Wer mit der Straßenbahn fahren möchte, hat in Amsterdam 15 Linien zur Auswahl, in der amerikanischen Hauptstadt keine einzige. Eine Darstellung der Vorzüge der Grachten konnte man natürlich auch nicht auslassen. Ein wesentlicher Unterschied ist aber, dass die Justiz in Amsterdam den Besitz von fünf Gramm Cannabis, das heißt 0,176 Unzen, toleriert, und man in Washington, D.C., nach dem am 26. Februar 2015 in Kraft getretenen Gesetz, mit bis zu 2 Unzen, also 56 Gramm Cannabis in der Tasche, unbehelligt vor dem Weißen Haus herumlaufen kann. Über 21-Jährige können pro Kopf maximal sechs Pflanzen und pro Haushalt zwölf Pflanzen ziehen. In Amsterdam ist der Anbau von Cannabis verboten, obwohl die Justiz einen Kleinanbau von bis zu fünf Pflanzen pro Haushalt als geringfügigen Gesetzesverstoß behandelt. In den niederländischen Coffeeshops kann ein Erwachsener pro Besuch maximal fünf Gramm Cannabis kaufen und der Laden darf pro Tag 500 Gramm auf Vorrat halten. Dies ist außerdem nicht gesetzlich verankert, sondern fällt in die Kategorie Duldung. Es ist daher ausgeschlossen, dass die Käufer Schlange stehen und pro Kopf 30–40 Gramm bekommen, wie man es in Colorado sehen kann. Washington, eines der geistigen Zentren des Drogenkrieges, wird sich Amsterdam also nicht anpassen; es wird die Cannabisfrage liberaler behandeln. Auch andere Zeichen deuten darauf hin, dass sich das Paradies der Hanffreunde nach Amerika verlagern wird. In Holland trat am 1. März 2015 ein Gesetz in Kraft, das die Growshops, deren Zahl mit dem Hanfanbau gestiegen ist, praktisch verbietet. Der Verkauf von zum Cannabisanbau nötigen Utensilien – Nährmittel, Lampen, Zelte etc. gilt ab sofort als Beihilfe zum Cannabisanbau und fällt unter Strafe. Einen Tag nach Inkrafttreten des – der „Cannabistoleranz“ vollkommen unwürdigen – Gesetzes wurden in der Provinz Brabant schon in drei Läden Razzien durchgeführt, wobei unter anderem Wasserfilteranlagen, Rohre, Folienzelte bzw. Leuchtstoffröhren beschlagnahmt wurden. Die Betreiber der Anlagen müssen mit Anklagen rechnen. Wenn die Amsterdamisierung so aussieht, ist es sogar besser, dass Washington, D.C. seinen eigenen Weg geht.

Washington DC vs Amsterdam - Infografik

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