(Noch) kein Eigenanbau für PatientInnen in Österreich

Während im Nachbarland Deutschland in diesem Moment die Weichen für medizinisches Cannabis aus der Apotheke samt eigener Cannabisagentur gestellt werden und PatientInnen vor Gericht ihr Recht auf Eigenanbau erfolgreich reklamieren, steht für österreichische PatientInnen weiterhin nur die Monosubstanz THC in Form der Magistralzubereitung Dronabinol, sowie das THC-CBD-Spray Sativex zur Verfügung. Eigenanbau? – Fehlanzeige.

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Die Cannabispatienten-Interessensvertretung ARGE CANNA beklagt den Umstand, dass hierzulande weiterhin vielen, zum Teil schwerkranken Menschen Cannabis als Medizin vorenthalten wird. Zudem werden die Kosten für die derzeit verschreibungsfähigen Arzneien auf Cannabinoidbasis nur unzureichend von den Krankenkassen übernommen. „Es ist schlichtweg nicht verständlich, wie PatientInnen, welche aufgrund ihrer Erkrankung zum Teil nur minimale monatliche Bezüge haben, Kosten für Medizin in Höhe von bis zu 1.000 Euro stemmen sollen“. ärgert sich Patrick Krammer von der ARGE CANNA über die Bewilligungspolitik der Krankenkassen.

Der Eigenanbau samt Ernte der Blüten, selbst für medizinische Zwecke, ist in Österreich nach wie vor strafbar. In der vegetativen Phase als Zierpflanze oder in der Blütephase hinter Sicherheitsglas im Museum ist die Cannabispflanze in Österreich jedoch erlaubt – solange der Zweck des Anbaus nicht der Erzeugung von Suchtmitteln dient.

Auch Cannabisprodukte, welche für medizinische Zwecke produziert wurden, werden per Gesetz als Suchmittel definiert. Der Cannabis Social Club Salzburg kennt diese Problematik zu gut, hat der Verein doch schon mehrere Hausdurchsuchungen und Verfahren gegen den Obmann Willi Wallner hinter sich. Der Club betreute bis vor Kurzem, wie man Medienberichten entnehmen konnte, an die 100 PatientInnen im Raum Salzburg und versorgte diese (illegal) mit Cannabisblüten und Cannabisextrakten. Erst vor einigen Wochen kam es zur erneuten Hausdurchsuchung am Vereinssitz und über 200 Cannabispflanzen wurden beschlagnahmt. Dass sich daran rechtlich bald was ändert, ist zu bezweifeln. Aus dem zuständigen Gesundheitsministerium konnte man diesbezüglich Signale vernehmen, dass hier Bereitschaft bestünde, die Blüte zugänglich zu machen, jedoch nicht durch Eigenanbau.

Es wird sich zeigen, ob das neue Regierungsteam der Sozialdemokraten hier neue Wege verfolgen wird. Am machbarsten und realistischsten scheint im Moment die kon-trollierte Abgabe von Cannabis Flos über das Apothekennetz. Das Know-how über die Produktion von medizinischem Cannabis ist jedenfalls vorhanden in Österreich. Neben der staatlichen Agentur AGES, die den Medizinalhanf für das oben genannte Dronabinol züchtet, investieren auch andere, private Unternehmen in Österreich in Forschung rund um die medizinische Verwendung von Cannabinoiden, in die Verbesserung der Techniken des Anbaus und der Vermehrung sowie in den Cannabisstandort Österreich.

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