Zahl der Cannabisverschreibungen steigt, Preise könnten sinken
In Deutschland steigt der Bedarf an Cannabismedizin. Seit der Liberalisierung von Cannabis als Medizin im März 2017 gingen bisher 10.000 Einheiten Cannabisblüten (zulasten der gesetzlichen Krankenversicherungen) über den Apothekentisch. Auf ärztliche Verordnung hin wurden PatientInnen bis Ende Juni mit insgesamt rund 10.600 Cannabis-haltigen Zubereitungen oder unverarbeiteten Cannabisblüten versorgt, wobei die verordnete Menge stetig zunimmt. Im März waren es noch 564 Abgabeeinheiten, im April dann gleich 1.468 und im Juni schließlich 4.921 Einheiten. Das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut e. V. wertete die Abrechnungsdaten aus öffentlichen Apotheken zulasten der Krankenversicherungen aus, daher sind Verordnungen auf Privatrezept hier nicht mit erfasst. Und deren Zahl könnte sogar ähnlich hoch sein, denn vorsichtigen Schätzungen zufolge lehnen die Kassen 25 bis 50 Prozent der Anträge auf Kostenübernahme ab.
Auswertungen, wie viele PatientInnen insgesamt mit Cannabisblüten versorgt oder welche Mengen ihnen verordnet wurden, sind nicht möglich. Vor dem Inkrafttreten des Gesetzes hatten rund 1.000 PatientInnen eine Ausnahmegenehmigung für den Bezug von Cannabisblüten über Apotheken. Zusätzlich zu den Rezepturarzneimitteln oder den unverarbeiteten Blüten verordneten Ärzte von März bis Juni rund 12.500 Fertigarzneimittel mit Cannabis-Inhaltsstoffen oder -extrakten.
Währenddessen hat das deutsche Gesundheitsministerium einem „Spiegel“-Bericht zufolge Engpässe bei der Versorgung von PatientInnen mit medizinischem Cannabis eingeräumt. „Es liegen derzeit Meldungen vor, dass einige Sorten Cannabisblüten im Einzelfall nicht lieferbar sind“, zitierte das Magazin aus einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage.
Zuletzt hatte das Ministerium die Spitzenverbände von Apothekern und Krankenkassen aufgefordert, über eine Reduzierung der Cannabispreise zu verhandeln.