Wieder diese Sechziger

Temples: Sun Structures

Ständig tauchen im neuen Jahrtausend Epigonen des psychedelischen Rock der Sechziger und Siebziger auf (Tame Impala, Kula Shaker) und Bands, die ihn weiterspinnen  (Grizzly Bear) oder ihn wiederverwerten (Kasabian). Die Temples kann man am ehesten als Verwandte von Tame Impala beschreiben. Während aber die australische Rockband eher experimentell daherkommt, geben sich die Briten radiofreundlich.

Die Instrumentierung der Songs verwirrt einen vollkommen. Wenn man nicht auf dem Cover nachschaut, glaubt man, eine Rarität aus der Schallplattensammlung seines Vaters oder Großvaters hervorgekramt zu haben. Die Gitarren, die Effekte, der Vokalgesang und der Schlagzeugsound bringen exakt, was man auf einer Schallplatte aus jener Zeit hören kann.

Doch ist es mehr als Spielfreude retrobegeisterter Musiker, denn die Songs sind gut. Auch wenn sie nicht besonders originell sind, bleiben sie einfach im Ohr. Sie sind nicht unbequem, sondern eher im Gegenteil. So als hätte jemand nachträglich die Mangelware der Epoche entdeckt, den psychedelischen Pop. Und dabei einer untergegangenen Welt ein Denkmal gesetzt, ohne jede falsche und überflüssige Pose. Natürlich ist das Musikmaterial insgesamt reichhaltiger, aber es holt doch stark die damalige Atmosphäre zurück. Und das ist auch die einzige Schwäche, denn das eine oder andere klingt zu bekannt. Da lässt die Scheibe manchmal ein wenig nach, aber Songs wie Keep In Dark, Move With The Season oder Colours To Life lohnen sich anzuhören.

Wer dieses musikalische Universum absolut nicht mag, findet keine Leckerbissen, aber in den anspruchsvollen Retrokreisen dürfte es ankommen. Auf langen Autofahrten und auch beim Rauchen zu Hause bietet sie gleichermaßen einen kontemplative Hintergrund.

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