Wegen der Beatles nimmst du Drogen

Auf vielen Vorträgen zur Drogenprävention war der fast zum Gemeinplatz gewordene Spruch “Jeder ist von etwas abhängig” zu hören. Die meisten haben schon von den in Märchen und in die Folklore eingeschmuggelten Drogenmotiven gehört, und mit ein wenig Glück haben nicht wenige schon Vaters Lieblingsvideo der Rolling Stones gesehen und, wenn sonst nichts anderes, ein Bild davon bekommen, was ihre Vorfahren in den Sechzigern getrieben haben.

Na, und was bekommt ein junger Pechvogel, dessen Verhältnis zu Drogen der russische Staat herauszubilden versucht? Wenn er sich ein wenig mit dem Thema auskennt, sieht er schon seit einer geraumen Weile, dass der neue Drogenzar der UN ein Russe ist, und dass Russland, was die Drogenpolitik, die Prävention und Behandlung betrifft, vollkommen auf Kollisionskurs mit Europa liegt. Wie wir wissen, geht es immer weiter bergab. Jewgeni Brjun, der leitende Alkohol- und Drogenspezialist des russischen Gesundheitsministeriums, gab vor Kurzem auf einer Pressekonferenz in Moskau von sich, dass die Beatles für die Ausbreitung der Rauschgiftexperimente verantwortlich seien. Und Brjun drischt kein leeres Stroh, denn er hat sich ernsthaft mit dem Werk der Pilzköpfe auseinandergesetzt. Er vermutet den Zeitpunkt, an dem die Hölle ausbrach, bei ihren indischen Abenteuern, zu denen Lennon und die Seinen ausdrücklich mit dem Ziel der Bewusstseinsveränderung aufgebrochen waren. Als jedoch der Markt den Warenzusammenhang zwischen Musikerlebnis und Drogen erkannte, da öffnete sich die Büchse der Pandora, behauptete der russische Fachmann für Medizin und Drogen.

Paul McCartney, der dieses Jahr, im Alter von 70, erklärte, dass er langsam mit dem Grasrauchen aufhört, gab schon früher zu, was nicht zu leugnen war, nämlich dass in gewissen Kompositionen, beispielsweise in “Got To Get You Into My Life”, “Day Tripper” oder “Lucy In The Sky With Diamonds” konkret auf Drogen angespielt wird. Da Sir John sich ausgezeichneter Gesundheit erfreut, während Westeuropa langsam mit Drogen zu leben lernt und deren Konsum endlich nicht als Straftatbestand, sondern als medizinische Frage begreift, wird in Russland mit Feuer und Schwert verboten, verfolgt, inhaftiert und vor Behandlungsformen von gesicherter Wirkung verschlossen. Somit liegt bei ihnen im euroasiatischen Vergleich die Zahl der Heroinabhängigen und HIV-Ansteckungen am höchsten. Obwohl in der ehemaligen Sowjetunion die Beatles auf dem Index standen!

You can share this: