Verursacht keine Depression

Die Fälle von mentalen Anomalien, die mit Cannabiskonsum einhergehen, sind genauso umstritten wie IQ-Einbußen durch Kiffen. Obwohl es in diesem Fall reichlich Beispiele für eine Korrelation gibt, ist trotzdem nicht klar, ob das Grasrauchen selbst der Risikofaktor ist oder ob man versuchen kann, die Anomalien mit Cannabis zu behandeln. Eine neue Forschungsarbeit kann alle mental gesunden KifferInnen beruhigen. Die AutorInnen der Studie, die in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry publiziert wurde, beziehen sich in ihrer Arbeit auf vorangegangene Untersuchungen, welche Depressionen und Angststörungen auf Marihuanakonsum zurückführen. Ihre Methode war folgende: Sie untersuchten die Daten von 35.000 erwachsenen AmerikanerInnen, die an einer nationalen Untersuchung über die Auswirkungen des Alkoholkonsums teilnahmen. Der Fragebogen enthielt 2001 und 2002 auch Fragen nach dem Marihuanakonsum. Die Antworten verglichen die ForscherInnen dann mit dem Auftreten mentaler Probleme. Sie normierten Faktoren wie soziale und demografische Charakteristika, genetische und Umwelteinwirkungen sowie frühere und bei der Untersuchung manifeste psychiatrische Anomalien. Anhand des derart bereinigten Bildes stellten sie fest, dass „der Cannabiskonsum beim Entstehen von Stimmungsanomalien und Angststörungen nicht mitwirkt“. Stattdessen fanden sie eine andere Korrelation: Nach der Stichprobe erhöht der Graskonsum das Risiko einer späteren Alkohol-, Tabak- und anderer Drogenabhängigkeit. Das ist natürlich nicht sehr überraschend: Grundsätzlich erhöht der Gebrauch jedweder Stoffe das Risiko einer Abhängigkeit, daher witzeln die Fachleute, dass es gegen die Abhängigkeit nur ein Mittel gibt, das absoluten Schutz gewährt: die Abstinenz. Drogen werden jedoch oft zusammen konsumiert, zum Beispiel Kaffee und Zigaretten.
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Keith Humphreys, Sachverständiger der Stanford University für mentale Gesundheit, sagte, dass diese Studie der Annahme, dass Kiffen zu Angststörungen und zum Auftreten von Stimmungsanomalien beitrage, einen ernsthaften Schlag versetze. Er fügte jedoch hinzu, dass die Analyse ungeeignet sei, zur aktuellen Diskussion beizutragen, nach der der regelmäßige Konsum von Marihuana in großen Mengen im Zusammenhang mit dem Auftreten von Schizophrenie stehe. Sie leiste jedoch gute Dienste dabei, dass die Präventionspublikationen und -kampagnen ihre Standpunkte überprüften, nach denen Depressionen und Angststörungen aufgrund von Marihuanakonsum aufträten. Das Büro für Rauschgiftbekämpfung der USA zum Beispiel führt in seiner offiziellen Verlautbarung über Marihuana unzählige Fälle auf, in denen Cannabis Depressionen auslöste. Wer Prävention auf wissenschaftlicher Basis fortführen möchte, für den ist es an der Zeit, sein Wissen zu aktualisieren. Kiffer mit Depressionen und Angststörungen müssen jedoch die Ursachen anderswo suchen.

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