Versicherung zieht sich zurück

IMG_4167.jpgIn der Vergangenheit war Holland in Sachen Cannabis nicht nur für seine Coffeeshops berühmt, sondern auch für sein in Europa einzigartiges Programm für medizinisches Cannabis, dessen Dienstleistungen immer mehr Länder in Anspruch nehmen. Dass es ausgerechnet für die BürgerInnen dieses Landes immer schwieriger wird, Medizinalhanf zu bekommen, ist eine seltsame Entwicklung. Die holländische Zeitung Algemeen Dagblad berichtete Anfang Dezember, dass die Versicherungsgesellschaft Zilveren Kruis Achmea in Zukunft die Kosten für Medizinalhanf nicht mehr tragen werde. Momentan stellt sie die Behandlung von 700 PatientInnen sicher, unter ihnen solche, die unter Krebs und Multipler Sklerose leiden. Die Versicherung begründete den Schritt mit einer wissenschaftlichen Studie, die in der Zeitschrift Jama veröffentlicht wurde. Ihrzufolge seien in den meisten Anwendungsgebieten – bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, Krämpfen, Schwindel und Brechreiz – nur geringe Erfolge beim Einsatz von Medizinalhanf zu erwarten. Als Reaktion auf diesen Schritt teilte das Office of Medicinal Cannabis (OMC) mit, dass Cannabis diese Krankheiten vorläufig nicht heilen könne, aber die mit ihnen verbundenen Symptome lindere. PGMCG, die Organisation der MedizinalhanfpatientInnen, zeigte sich von Zilveren Kruis Achmeas Entscheidung empört. Marian Hutten – ein Mitglied von PGMCG, das selbst auf Medizinalhanf angewiesen ist, sagte, die Versicherung übernehme schon jetzt nicht mehr die Kosten von 80 Prozent der BenutzerInnen von therapeutischem Cannabis und beraube nun die letzte Patientengruppe der Möglichkeit zur Schmerzlinderung.

Die von der Firma Bedrocan zu therapeutischen Zwecken angebauten Cannabissorten sind sehr teuer und übersteigen die Preise in Coffeeshops bei Weitem, doch im Gegensatz zu ihnen sind sie garantiert frei von Verunreinigungen und Giftstoffen, ihr Cannabinoidprofil ist standardisiert und somit erhalten PatientInnen konstante Qualität. Die Versicherungsgesellschaft Zilveren Kruis Achmea gibt ihren PatientInnen nun sechs Monate Zeit, um zusammen mit ihren HausärztInnen andere Therapien zu entwickeln. Nach dem Ausstieg von Zilveren Kruis bleiben in Holland nur noch zwei Versicherungen, die weiterhin die Kosten für Medizinalhanf übernehmen. Es wäre an der Zeit, dass Holland seine Cannabispolitik überdenkt.

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