Verlängerte Öffnungszeiten

Die Hanfapotheken in Los Angeles sind noch einmal davongekommen

Noch im Juli verabschiedete der Stadtrat von Los Angeles einen Gesetzes-entwurf, wonach die rund tausend Cannabis-Apotheken geschlossen werden sollten. Und all dies, obwohl in Kalifornien die Anwendung von Marihuana für Heilzwecke bereits seit 1996 zugelassen ist.

Diesen Widerspruch versuchte man in dem Gesetzesentwurf damit aufzulösen, dass man den Patienten und denjenigen, die für die Krankenversorgung zuständig sind, den Hanfanbau erlaubt hätte. Nach der Abstimmung heizte sich jedoch die Stimmung zwischen den beiden Parteien dermaßen auf, dass sie durch Polizeigewalt getrennt werden mussten. Die Empörung ist verständlich, denn in Los Angeles und in ganz Kalifornien funktionierte das Netz der Cannabis-Apotheken seit anderthalb Jahrzehnten ausgezeichnet. José Huizar, Abgeordneter des Stadtrats, der den Gesetzesentwurf vorgelegt hatte, begründete das Verbot mit der Tatsache, dass viele Apotheken den in einem Gesetz von 2010 vorgeschriebenen Mindestabstand zu Schulen und Büchereien nicht einhalten würden. Dabei ist es offensichtlich, dass die betroffenen Apotheken nach der Verabschiedung des neuen Erlasses nicht unverzüglich umziehen könnten – schließlich tritt dieser 15 Jahre nach dem Ausbau des Apothekennetzes in Kraft. Ganz zu schweigen davon, dass der Ortswechsel auch den Patienten zu schaffen machen würde. Und außerdem: Warum sollte dieses Problem als Begründung dafür hingenommen werden, dass sämtliche Cannabis-Apotheken geschlossen werden müssen? Huizar erklärte die Entscheidung damit, dass unzählige Apotheken gegen den Erlass verstoßen hätten und es daher am einfachsten wäre, alle Apotheken schließen zu lassen, bis der Oberste Gerichtshof ihren Betrieb als ordnungsgemäß erklären würde. Die Gegner der Maßnahme verwiesen auf die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung, die belegten, dass in der Umgebung dieser Hanfapotheken regelmäßig rückläufige Zahlen an Straftaten zu beobachten seien, die Dealer von den Straßen verschwänden und die Patienten ihre Medikamente aus regis-trierten und zugelassenen Quellen bezögen. Würde das legale Beziehen von Cannabis tatsächlich auf den Heimanbau beschränkt, so wäre dadurch vielen Patienten die Möglichkeit genommen, die Sorte zu verwenden, mit der ihre Symptome am effektivsten bekämpft werden können. Vermutlich würden viele Leute das Cannabis wieder von der Straße beziehen. Außerdem hätte ein Teil der Patienten wahrscheinlich keine Möglichkeit, zu Hause anzubauen, da dies mit erheblichen Kosten verbunden wäre. Während der Demonstrationen erklärte einer der Teilnehmer unter Tränen, dass sich ein gesunder Mensch überhaupt nicht vorstellen könne, was für ein Gefühl es sei, jeden Morgen aufzuwachen und sich als Erstes mit dem Problem zu beschäftigen, mit welcher Methode man wohl an diesem Tage die unerträglichen Schmerzen lindern könne. Bei diesem Kampf böten ihm die Marihuana-Apotheken eine unerhörte Hilfe, da er mit den bereits bewährten Mitteln aus ihrer Produktpalette jederzeit rechnen könne. Bei den Demonstrationen meldeten sich die Teilnehmer nicht nur zu Wort, sondern sammelten auch Unterschriften, sodass sich der Stadtrat eine Woche vor der endgültigen Durchsetzung des Verbots dem Willen der über 50 000 Gegner beugen musste, und die Vollstreckung des Verbots vorerst aufschob.

Die Aktivisten erreichten damit, dass in dieser Sache eine Abstimmung angekündigt wurde. Solange die Bürger von Los Angeles nicht ihren Weg zu den Urnen der für März 2013 geplanten Volksabstimmung gegangen sind, werden keine weiteren Maßnahmen ergriffen. Der Stadtrat könnte natürlich den Erlass auch innerhalb von 30 Tagen außer Kraft setzen, aber da sollte man sich lieber nicht in Illusionen wiegen, denn die Gegner des Hanfverkaufs werden bis zum Letzten an ihrer stupiden und denkbar schadbringenden Vorstellung festhalten.

“Wir verstehen und akzeptieren, dass man im Zusammenhang mit Apothekenbetrieben strikte Regelungen verabschieden muss. Aber das komplette Verbot geht einfach zu weit und würde bei unzähligen kranken und schwachen Patienten zu unnötigem Leiden führen.” – So Gary Carver, der medizinisches Cannabis wegen seines Glaukoms einnimmt. “Was wir bräuchten, ist eine durchdachte Politik, durch die wir gleichzeitig an unsere Medikamente kämen, aber die Gesellschaft auch Schutz genießt, und nicht ein Verbot mit eingeschränktem Blickwinkel, das nur Schmerzen bereitet und dem Willen der Menschen diametral entgegengesetzt ist.”

Mittlerweile tauchte ein Alternativ-Vorschlag auf, wonach ca. einem Fünftel der Geschäfte auch weiterhin der Verkauf genehmigt würde. Auf konkrete Schritte müssen wir jedoch bis zum März warten. Ereignisse gibt es allerdings auch bis dahin noch reichlich: Gleich im November werden die Bewohner von Arkansas und Massachusetts über die Genehmigung des medizinischen Marihuana abstimmen, ganz zu schweigen von den Legalisierungsabstimmungen in Kalifornien, Washington und Oregon, die auch schon vor der Tür stehen. Wenn alles klappt, könnten bis zum nächsten März die Kämpfe um die Betriebsgenehmigung für die Marihuana-Apotheken von Los Angeles bereits völlig überflüssig sein.

Jack Pot

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