Uruguay: Gras nicht teurer als Bier

beerDie Hauptkritik am Legalisierungsmodell von Colorado entzündet sich am hohen Preis für das Ganja, der den Dealern weiterhin ihre Käuferkreise garantiert. Uruguay wählte das andere Extrem. Um dem Schwarzmarkt ganz sicher das Wasser abzugraben, wurde – ausschließlich für die örtliche Bevölkerung – der Preis für ein Gramm Gras auf weniger als einen Dollar festgesetzt. Am 1. Mai schuf die Regierung von Uruguay das Institut für Cannabisregulierung und -kontrolle, das die Standards für den Marihuanahandel festsetzt und den Markt überwacht. Die erste Amtshandlung der Behörde war es, den Wert von einem Gramm Cannabis auf 20 uruguayische Pesos festzusetzen, was kaum mehr als 60 Eurocent sind.Bei diesem Preis kann das staatliche Gras leicht mit dem Zeug der Dealer konkurrieren, aber auch mit einem Bier aus dem Laden. Präsident Mujica beabsichtigt jedoch nicht, das Land in ein Grasparadies zu verwandeln, daher können nur uruguayische Staatsbürger Cannabis erwerben. Der niedrige Preis macht es jedoch wahrscheinlich, dass viele die Möglichkeiten des Schmuggels erwägen werden. Ein registrierter Bürger kann nämlich monatlich 40 Gramm, jährlich also 480 Gramm Gras für etwa 420 Dollar kaufen. Der Marktwert für die gleiche Menge beläuft sich in Argentinien auf ungefähr das Zehnfache. Wir wollen natürlich niemanden auf Abwege bringen und wissen auch die Absicht zu würdigen, die sich in dem Preis niederschlägt, aber wir geben uns keinen Illusionen hin. Über die Qualität ist bisher nur bekannt, dass der THC-Gehalt 15% nicht übersteigen darf und dass viele bekannte Sorten und auch Konzentrate ausgeschlossen sind. Vor schlechter Qualität muss man sich aber nicht fürchten, denn wegen der erwarteten hohen Nachfrage wird der Samen aus der berühmten kanadischen Ganjazucht bezogen. Kanadische Qualität für kaum 70 Cent ist allerdings kein schlechter Deal!

Im Gegensatz zu Colorado wird der grüne Stoff in dem südamerikanischen Land nicht in Läden, sondern in Apotheken verkauft. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen Cannabis Club mit 15 bis 45 Mitgliedern zu gründen und maximal 99 Pflanzen gemeinsam zu ziehen. Eine weitere Eigenheit der uruguayischen Drogenpolitik besteht darin, dass parallel zur Legalisierung eins der strengsten Tabakgesetze Südamerikas in Kraft getreten ist. Esbesagt, dass Kioske Tabakwaren nicht ausstellen dürfen, sodass sich die Kunden mangels visueller Reize nur an der Preisliste orientieren können. Rauchen auf öffentlichen Plätzen und an geschlossenen Arbeitsplätzen ist bereits verboten; nun werden vom Rauchen verursachte Schäden augenfällig auf 80% der Gesamtfläche einer Zigarettenpackung dargestellt. Es kann also keine Rede davon sein, dass Uruguay medizinische Aspekte außer Acht ließe.

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