Tödlicher Dampf

Was ist die Ursache der Todesfälle durch Vaporisieren?

Lungenschäden und Todesfälle durch die Benutzung von Flüssigkeitsverdampfern geben weltweit Anlass zur Sorge. Während wir den Ursachen der Erkrankungen auf den Grund gehen, müssen wir dabei gewährleisten, keinen Beitrag zur ungerechtfertigten Verteufelung von Cannabis und THC zu leisten.

 

Im vergangenen Frühjahr wurden in Illinois und Wisconsin die ersten Lungenerkrankungen gemeldet, von denen man annahm, dass sie mit dem Vaporisieren zusammenhängen. Im Laufe des Jahres traten in den Vereinigten Staaten immer häufiger neue Fälle auf, bis im August 2019 in Illinois die ersten Todesfälle im Zusammenhang mit dem Verdampfen gemeldet wurden. Bis zum Redaktionsschluss Mitte Januar 2020 sind uns fast 3.000 Erkrankungen und
59 Todesfälle bekannt. In Kanada wurden im vergangenen Jahr zwei Erkrankungs- und in Großbritannien ein Todesfall gemeldet. Die New York Times visualisierte die Todesfälle auf einer Landkarte, aus der hervorgeht, dass mehr als die Hälfte der US-Bundesstaaten betroffen ist, und immer wieder kommen Berichte über neue Fälle dazu. Die Symptome entwickeln sich normalerweise innerhalb weniger Tage, manchmal innerhalb weniger Wochen. Die meisten Produkte, auf welche die Erkrankungen zurückgeführt werden konnten, enthielten THC, sodass schnell klar war, dass die THC-Verdampfung nicht so sicher ist, wie von der Werbung behauptet. Mehrere Staaten verhängten einen Gesundheitsnotstand sowie ein vorübergehendes Verbot für aromatisierte E-Zigaretten oder Vaporizer im Allgemeinen. Darüber hinaus wurden verdächtigte Verdickungsmittel für E-Flüssigkeiten untersucht und nach den Todesfällen mehrere Festnahmen durchgeführt. Aber was genau sind die Ursachen der Tragödie und wie kann man sie stoppen, ohne ein Verbot aussprechen zu müssen?

 

Gefährlicher Zusatzstoff

Nach einer genauen Untersuchung im Dezember stand fest, dass mehr als die Hälfte der Fälle mit einer einzigen unter den mehr als 150 Marken, nämlich Dank Vapes, zusammenhängt. Dies ist auf jeden Fall eine gute Nachricht, da sie besagt, dass nicht das Verdampfen selbst die Ursache der Symptome ist, sondern ein Inhaltsstoff bestimmter Produkte. Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass die Symptome auch bei NikotinverdampferInnen aufgetreten sind, und somit eine noch größere Gruppe gefährdet ist. Die meisten Fälle bei NikotinverdampferInnen stehen mit Produkten von JUUL in Verbindung, die zu größten Teil nicht lizenziert waren. Untersuchungen haben einen Wirkstoff identifiziert, der eindeutig für diese Symptome verantwortlich ist: Vitamin-E-Acetat. Ende Dezember veröffentlichte das New England Journal of Medicine eine Studie, nach der bei 51 VaporizerpatientInnen Vitamin-E-Acetat in der Lunge gefunden wurde. In einer Vergleichsstudie wurden die Lungen von 99 gesunden Erwachsenen, die nicht geraucht oder verdampft hatten, untersucht und es fanden sich bei ihnen keinerlei Hinweise auf diese Verbindung. Der stellvertretende Generaldirektor des United States Center for Disease Control (CDC) erklärte daraufhin, dass die mit der Verdampfung verbundenen Lungenschäden mit THC-haltigen Produkten zusammenhängen könnten, die Vitamin-E-Acetat enthalten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Vitamin-E-Acetat die einzige Verbindung ist, die wir verantwortlich machen können, und dass nur Produkte, die THC enthalten mit Vorsicht behandelt werden sollten. Dies wird auch durch die Tatsache verdeutlicht, dass einige Menschen an den gleichen Lungenschäden litten, ohne THC-haltige Produkte zu verwenden. Es wird angenommen, dass die Wechselwirkung mehrerer Komponenten lungenschädigende Komplikationen hervorrufen kann. Hoffen lässt die Tatsache, dass die Zahl der Neuerkrankungen seit Dezember zurückgegangen ist, ein Beweis für die Wirksamkeit der Beschlagnahme der betroffenen Produkte und die vorübergehenden Verbote.

 

Vorsicht und Sündenböcke

Aus der epidemischen Lungenschädigung und dem Krisenmanagement sind viele Lehren zu ziehen. Erstens gibt es immer noch den automatischen Mechanismus, sofort dem Cannabis die Schuld zuzuweisen und das THC als Sündenbock abzustempeln. Viele Menschen sehen die Krankheitsfälle als eindeutigen Beweis dafür, dass Cannabiskonsum lebensbedrohlich sein kann. Am traurigsten ist, dass allein die E-Zigaretten-Industrie die Schuld tragen soll. Im August letzten Jahres erklärte die American Vaporization Association, dass „die Krise mehr und mehr Beweise dafür liefert, dass auf der Straße gekaufte Vaporizer mit THC oder anderen illegalen Drogen diese Krankheiten auslösen und nicht die Nikotinvaporizer.“ Mit dieser groben Vereinfachung wurde THC zu den Krankheitsauslösern gezählt, obwohl das absolut nicht der Wahrheit entspricht. Das CDC riet den Menschen, überhaupt keine THC-haltigen E-Zigaretten zu konsumieren, erst recht nicht, wenn sie aus einer unkontrollierten Quelle stammen. Wir sind uns aufgrund der jüngsten Ereignisse einig, dass man mit Flüssigkeitsverdampfern viel vorsichtiger sein und man sich für getestete Blütenstände entscheiden muss. PatientInnen, die THC-haltige Vaporizer verwenden und zuverlässige, bewährte Marken verwenden, sollten nicht unbedingt mit anderen Modellen experimentieren. Die Behörden für Qualitätskontrolle und Gesundheit sind sich nun ihrer Verantwortung bewusst, nur getestete Produkte, frei von Vitamin-E-Acetat und anderen schädlichen Zusätzen, auf dem Markt zu belassen. Mindestens ebenso wichtig ist es, zu verhindern, dass keine weitere Verteufelung von THC und Cannabis stattfindet, die in keiner Weise zur Gesundheit und Sicherheit von medizinischen CannabispatientInnen beitragen würde.

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