Schrumpfender Hanfwandertag

Wie jedes Jahr fand auch diesmal wieder der österreichische Ableger des Global Marijuana March, der Hanfwandertag, Anfang Mai in Wien statt. Das Wetter war den HanffreundInnen mit strahlendem Sonnenschein bei gut 22 Grad wohlgesonnen. Dieses Jahr, zum 10. Jubiläum des Wandertags, nahm die Demoroute das erste Mal seit vielen Jahren wieder ihren ursprünglichen Lauf vom Westbahnhof über die Mariahilferstraße und den Ring entlang bis zum Parlament. Vielleicht lag es an der nicht ganz so optimalen Organisation oder auch an der mangelnden Mobilisierung – beispielsweise waren in Wien im Vorfeld keine Plakate zu sehen –, dass weniger Leute als erwartet an der Demonstration teilnahmen, offizielle Schätzungen liegen bei bis zu 5.000 DemonstrantInnen.

Das Fehlen von Promotion hatte schwerwiegende Konsequenzen. Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, haben die größeren Growshops das Event boykottiert. Das ist auch der Grund, warum lediglich zwei statt der üblichen bis zu zehn Trucks an der Parade teilnahmen. Nicht mal aktuelle Banner hatte der Organisator parat, auf dem Maintruck fanden sich Banner und Fahnen der letzten Jahre. Nichtsdestotrotz schlossen sich im Laufe der Demonstration noch viele Leute dem Zug an, wo sich zu Beginn erst rund 2.000 Leute am Westbahnhof versammelt hatten.

Dabei ist es nötiger denn je, für die Rechte der CannabispatientInnen einzustehen, denn diese werden noch immer kriminalisiert und eingesperrt. Wie zum Beispiel Willi Wallner, Vorsitzender des Cannabis Social Clubs Salzburg, der sich noch immer in U-Haft befindet, wo ihm seine Cannabinoidmedikation vorenthalten wird. Plakate, die seine Freilassung forderten, fanden sich auf der Parade ebenso wie UnterschriftensammlerInnen der ARGE CANNA und des Hanf-Instituts mit ihrem unermüdlichen Einsatz für einen straffreien Anbau für PatientInnen.

Die Atmosphäre am Hanfwandertag war größtenteils entspannt und der süßliche Duft des Cannabis lag permanent über dem Demonstrationszug. Leider kam es etwas abseits des Geschehens auch zu unschönen Szenen mit der Polizei. So wurden uns neben einer ausgeuferten Amtshandlung inklusive Verhaftungen und Gewalteinsatz durch die Einheiten der WEGA mittels Tritten gegen den Kopf eines Beschuldigten auch mehrere Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Suchmittelgesetz berichtet. Auch hier ist anzumerken, dass sich die Polizei anders verhält, wenn 15.000 Menschen teilnehmen, als wenn nur 2.000 Leute mitmarschieren. Größere Menschenmenge ergibt höheren Sicherheitsfaktor.

Hoffen wir darauf, dass die Organisation nächstes Jahr wieder besser läuft, sodass sich viele Menschen aus allen Gesellschaftsschichten versammeln werden, um sich solidarisch mit den verfolgten CannabispatientInnen und -konsumentInnen zu zeigen. Das Event hätte eine wichtige Message für die Bevölkerung – es ist schade, dass die Gelegenheit nicht genutzt wurde, um unser Anliegen seriös zu präsentieren.

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