Republikaner mit Grasgeruch

In New York lebt ein republikanischer Gesetzgeber, der sich resolut der Freigabe von Marihuana für Therapiezwecke entgegenstellt. Das heißt, eigentlich gibt es mehrere solcher Gesetzgeber in der Metropole von rund 20 Millionen Menschen, aber gerade aus dem Auto dieses Republikaners drang vormittags um 10 Uhr, als die örtliche Verkehrspolizei ihn wegen Geschwindigkeitsübertretung anhielt, intensiver Marihuanageruch.

Der Fall verhielt sich so, dass Steve Katz, der bat, seinen Namen geheim zu halten, das Schild “50 km/h” übersehen hatte und durchzog – in beiden Bedeutungen des Wortes – mit 80 km/h. Der Polizist auf dem Motorrad, der den Fahrer an die Seite gewunken hatte, bemerkte einen kräftigen Geruch nach Marihuana und bei der Kontrolle holte er aus dem Fahrgastraum ein Beutelchen Gras. Bevor diese Nachricht publik wurde, war Katz noch nicht wegen unvorsichtiger Fahrweise angeklagt worden, aber sicher wird er wegen Geschwindigkeitsübertretung und Drogenbesitz drankommen, was an sich schon seine Ausfälle gegen das Medizinalmarihuana lächerlich macht. Obwohl wir uns denken könnten, dass unser Mann den Genuss liebt und es ihn stört, wenn andere sein liebstes Entspannungsmittel zur Selbsttherapie benutzen. Seine Handlungen bezeugen das jedoch nicht – Katz ist nämlich Mitglied des Komitees “Alkoholismus und Drogenmissbrauch”, welches in seinem letzten Brief die Aufmerksamkeit seiner Mitglieder auf “das Ansteigen des Drogengebrauchs und der Trunkenheitsfahrten bei den jungen Leuten” lenkte. An diesem Punkt könnten wir natürlich immer noch der Meinung sein, dass Kiffen und betrunken Auto fahren ein Vergnügen für Erwachsene ist, die Jüngeren sich jedoch eine andere Beschäftigung suchen sollten.

Katz tut seltsame Dinge. Beispielsweise letztes Jahr, als er – erfolglos – für einen Senatorenstuhl kandidierte: Damals ging sein Gegner damit an die Öffentlichkeit, dass Katz, der früher als Tierarzt gearbeitet hatte, einmal verhaftet worden war, weil er eine Hundeleiche in eine Mülltonne geworfen und eine andere geschändet hatte. Die Anklage wurde in beiden Fällen fallen gelassen. Vor ein paar Monaten reichte Katz einen Antrag ein, ihn außerhalb des neuen New Yorker Gesetzes über die Beschränkung von Schusswaffen zu stellen. In seiner Begründung sagte er, dass das neue Gesetz ihn “zum Verbrecher mache”, weil er nicht geneigt sei, seine Frau und seine Mädchen ohne das nötige Arsenal von Schusswaffen allein zu Hause zu lassen. Die Beschränkung erlaubt nämlich Privatpersonen “nur noch” den Besitz siebenschüssiger Feuerwaffen statt wie früher zehnschüssiger. Und wozu erwähnen wir das alles? Weil es so schön illustriert, was für Menschen für das Drogenverbot eintreten.

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