Reguliert sind sie ungefährlicher

APOTPIX Switzerland Syria DiplomacyDrogen sind gefährlich, aber die gegenwärtige Drogenpolitik macht sie noch gefährlicher, weil Strafmaßnahmen in den Vordergrund gestellt werden, statt sich um die Gesundheitsfürsorge und die Einhaltung der Menschenrechte zu kümmern. Es ist an der Zeit, dass die Regulierungen das Leben der Menschen und ihre Sicherheit an die erste Stelle setzen –mit diesem Gedanken begann Kofi Annan, der ehemalige UN-Generalsekretär, seine spannende Analyse der Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Drogenpolitik. In einem Artikel, der auf Spiegel-Online erschien, machte Annan deutlich, dass die gegenwärtige globale Drogenpolitik am besten klarmache, welche Konsequenzen es hat, wenn anstelle von wissenschaftlichen Fakten Ideologien und Gefühle die Politik bestimmen. Als Beispiel nannte er therapeutisches Cannabis, von dem bewiesen sei, dass dessen Genehmigung nicht zu einem erhöhten Graskonsum bei Jugendlichen führt. Der ehemalige Generalsekretär nahm in diesem Zusammenhang das Resultat des Drogenabkommens der UNO unter die Lupe: Es habe in den vergangenen 50 Jahren einen gewaltigen illegalen Drogenmarkt geschaffen und Gewalt, Korruption und Instabilität gesteigert. Der Kampf gegen die Drogen verschlinge nach Schätzungen jährlich 100 Milliarden Dollar und könne dennoch weder das Drogenangebot verringern, noch den Drogenhandel zurückdrängen. Weltweit konsumierten ungefähr 300 Millionen Menschen Rauschmittel, somit ist der illegale Drogenmarkt einer der einträglichsten Geschäftszweige der Welt. Inzwischen belegten Forschungen, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Strenge der Drogengesetze und der Verbreitung des Drogenkonsums gibt, infolge der harten Gesetze würden aber Massen von Menschen in Gefängnisse gesperrt. Man müsse daher statt von einem Krieg gegen die Drogen von einem Krieg gegen die Menschen sprechen. Zweifellos richteten Drogen viele Menschenleben zugrunde, aber die verfehlte Drogenpolitik ruiniere noch mehr Leben: Hat ein Familienmitglied ein Drogenproblem, dann muss es therapiert werden und der Konsument nicht als Straftäter abgestempelt werden. Dazu müssen, dem ehemaligen UN-Generalsekretär zufolge, Stigmatisierung und Kriminalisierung ein Ende finden, da sie die Situation des problematischen Drogenkonsumenten nur noch weiter verschlechtern, denn einem jungen Gelegenheitskonsumenten füge eine Vorstrafe einen größeren Schaden zu als der Drogenkonsum selbst. Kofi Annan zufolge müsse man an den Ausgangspunkt der UN-Drogenvereinbarungen zurückkehren und die Gesundheit der Menschheit und ihren Wohlstand schützen. Als Erstes müsse der Drogenkonsum entkriminalisiert werden. Zweitens müsse man sich eingestehen, dass eine Welt ohne Drogen eine Illusion ist. Deshalb sei dafür zu sorgen, dass Drogen den geringstmöglichen Schaden anrichten. Anstelle des totalen Verbotes müsse die Prävention treten; legale Regulierungsmodelle müssten geprüft werden.

Es muss endlich eingesehen werden, dass Drogen wegen der mit ihrem Konsum verbundenen Risiken reguliert werden müssen – in den Händen von Verbrecherbanden stellen sie eine noch größere Gefahr dar. Dabei muss die Strenge der Regulierung den Risiken angemessen sein. Eine erfolgreiche Drogenpolitik muss sich am Stand der Wissenschaft, den Erfordernissen der Gesundheitsvorsorge und den Menschenrechten orientieren.

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