Rauchen war gestern – heute essen wir unsere Medizin
Bei CannabispatientInnen geht der Trend in Richtung oraler Konsumtion
In der breiter werdenden Diskussion über Hanf als Heil- und Genussmittel bringen Skeptiker oft das Argument, dass das Rauchen einer Medizin wegen der Auswirkungen auf die Lunge einfach nicht gesund sein kann. Während dies im Fall von Mischungen mit Tabak durchaus berechtigt sein mag, lässt sich dieses Risiko sehr einfach ausschalten. Rauchen war gestern – heute isst der/die verantwortungsvolle PatientIn seine natürliche Medizin in verschiedenster Form und hat damit enorme Vorteile, die wir hier detailliert erläutern wollen. Außerdem wollen wir vor häufigen Anfängerfehlern warnen.
Festzuhalten ist vorneweg, dass Hanf eine sehr potente Medizin sein kann und man deswegen höchste Vorsicht bei der Dosierung walten lassen muss. Im Idealfall wird das Ausgangsmaterial auf seinen Wirkstoffgehalt getestet, da bei der oralen Konsumtion 100 Prozent des Wirkstoffs eingenommen werden, während bei einem Joint je nach Rauchtechnik 60 bis 90 Prozent der Wirkstoffmenge ungenutzt als Rauchschwaden in die Luft aufsteigen.
Tetrahydrocannabinol (THC) wirkt bereits in geringsten Mengen (ab zwei Milligramm) psychoaktiv. Geht man von der unter HanffreundInnen verbreiteten Faustregel aus, dass zwei Gramm 10%-iger Hanf für fünf Joints reichen, ergibt das eine Wirkstoffmenge von 40 Milligramm pro Joint. Davon verpuffen aber wie gesagt bis zu 90 Prozent und der/die PatientIn merkt trotzdem etwas. Es reichen also schon rund fünf Milligramm THC für ein deutliches Hanfgefühl.
Beim oralen Konsum wirkt so eine durchschnittliche Jointdosis von 40 Milligramm aber viel stärker, weil der Hanf über die Leber abgebaut und somit zu 100 Prozent vom Menschen aufgenommen wird. Dabei wird das bis dahin nicht aktive THCA zu THC umgewandelt.
Aus einem Gramm Hanf lassen sich somit bis zu zehn Joint-äquivalente Dosen THC produzieren. Für HanfpatientInnen stellt das eine beträchtliche Ersparnis dar, wenn sie plötzlich für denselben Preis ihr Heilmittel zehnmal so oft einnehmen können.
Decarboxylierung
Dazu muss man das Rohprodukt aber richtig verarbeiten: Schlüsselbegriff ist hierbei die sogenannte Decarboxylierung. Da Cannabinoide nur alkohol- und fett-, nicht aber wasserlöslich sind, löst sich durch diesen Prozess das THC (und andere Cannabinoide) aus dem Rohprodukt und wird von fetthaltigen Nahrungsmitteln am besten aufgenommen.
Dabei ist unbedingt die Temperatur zu beachten. In der Literatur finden sich Werte zwischen 70 und 150 Grad. Wir empfehlen Backtemperaturen zwischen 140 und 160 Grad (darum sind Brownies so beliebt).
Sehr wichtig ist die gute Vermischung mit den anderen Zutaten, um gleich dosierte Portionen herzustellen. Tests von Canna-Edibles in Colorado ergaben Unterschiede von bis zu 900 Prozent zwischen Canna-Cookies, die aus derselben Verpackung kamen.
Solche Unterschiede mögen den/die GenusskonsumentIn erfreuen. Solche Produkte sind aber nicht für PatientInnen geeignet, die keine Zeit für einen verschlafenen Tag haben.
Dosisorientiente CannabispatientInnen beginnen daher vermehrt Cannabisöl nachzufragen, weil hier der Verbraucher ohne eigenes Chemielabor zumindest annäherungsweise den Wirkstoffgehalt bestimmen kann. Als Faustregel gilt, dass Rick-Simpson-Öl (RSO) rund 60 Prozent THC enthält. Mit neueren Extraktionsarten wie etwa der Butangas- oder CO2-Extraktion lassen sich Reinheitsgrade von bis zu 75 Prozent oder 750 Milligramm THC je Gramm Cannabisextrakt erzielen.
So lassen sich auf einfache Weise Cannabisölprodukte mit guter Dosierbarkeit herstellen. Je nach Präferenz muss man diese Konzentrate (am besten in Sesamöl – wegen seiner antioxidativen Bestandteile) nur noch auflösen und kann damit punktgenau so viel Extrakt zu sich nehmen, wie es die jeweilige Therapie erfordert.
Noch ein letzter Rat: Achtung! Oral eingenommenes Cannabis entfaltet erst ein bis drei Stunden später seine Wirkung. Daher immer erst mit einer kleinen Menge beginnen!