Preise, Daten, Schlüsse

Cannabiskonsum in den Großstädten der Welt

Eine europäische Großstadt verbraucht jährlich anderthalb Tonnen Gras – das ist im internationalen Vergleich überhaupt nicht viel. Dies war eines der Ergebnisse der Cannabispreisstudie 2018. Die AutorInnen der Studie sammelten in insgesamt 120 Weltstädten Angaben über die Kosten und die Kosummengen sowie darüber, welche Einnahmen zu erwarten wären, wenn Cannabis besteuert würde.

Der größte Konsument unter den Metropolen dieser Welt ist laut der Untersuchung New York mit jährlich 77 Tonnen Gras und einem Durchschnittspreis von zwölf Euro pro Gramm. In einer seiner Partnerstädte, der ungarischen Hauptstadt Budapest, ist Marihuana im Vergleich dazu billig, man zahlt sieben Euro pro Gramm – in ganz Europa bezahlt man nur in Sofia, Ljubljana und Kiew weniger. Zum Vergleich: In Prag liegt der Durchschnittspreis bei zehn Euro, in Wien bei etwa 15 Euro und in Tallinn bei fast 22 Euro.

Der Bericht gibt an, welche Menge Cannabis eine Stadt konsumiert – wir haben den Pro-Kopf-Verbrauch für die 120 Städte errechnet. Aus den Zahlen geht hervor, dass der Preis nicht ausschlaggebend dafür ist, wie viel in einer Stadt geraucht wird. Die Preise passen sich also den örtlichen Marktbedingungen an und nicht umgekehrt. Zwischen den beiden Werten gibt es eine sehr schwache negative Korrelation: Bei steigenden Schwarzmarktpreisen kann auch der Konsum ansteigen.

Dies erklärt sich damit, dass der Pro-Kopf-Verbrauch in den Städten der entwickelten Welt im Allgemeinen höher liegt als anderswo. Einerseits sind hier die Rechtsvorschriften großzügiger, andererseits hat die Bevölkerung mehr Geld zur Verfügung, und auch wenn das Gras teurer ist, wird der Geldbeutel nicht zu sehr belastet. Am meisten wird übrigens in Calgary geraucht – mehr als sieben Gramm pro Kopf, aber auch Prag und mehrere französische Städte erreichen Spitzenplätze. Außer in Frankreich wird auch in Australien, Neuseeland und Kanada ausgesprochen viel Cannabis konsumiert.

In den meisten dieser Länder ist Marihuana wenigstens zum Teil legal – interessanterweise in der Mehrzahl der Städte mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch, von einigen Ausnahmen abgesehen. Auf die Top-50-Liste gelangten von den Staaten, die den Konsum mit einem Verbot belegen, nur Städte in Frankreich, Großbritannien und Irland, wo man trotz des Verbots nicht mit allzu strengen Strafen rechnen muss.

In Städten, in denen Marihuanakonsum streng bestraft wird, raucht fast niemand – oder die KonsumentInnen sind weniger geneigt, es innerhalb solch einer Studie mitzuteilen.

Die Angaben stehen im Einklang mit dem unlängst publizierten europäischen Drogenbericht. Nach Angaben der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) konsumierten durchschnittlich 14,1 Prozent der Jugendlichen zwischen 18 und 34 Jahren im vergangenen Jahr wenigstens einmal Cannabis. Der geringste Wert von 3,4 Prozent wurde in Ungarn erhoben, der höchste in Frankreich und Tschechien, wo er bei etwa 20 Prozent liegt. Hier ist anzumerken, dass diese Erhebungen auf freiwilligen Angaben beruhen, was die Ergebnisse stark verzerren kann. Denn dort, wo der Konsum illegal ist, werden ganz sicher weniger Menschen zugeben, tatsächlich KonsumentInnen zu sein. Mögliche Sanktionen wirken sich negativ auf die Angaben aus. Da auch der Preisindex auf solchen Analysen beruht, wäre es absolut nicht verwunderlich, wenn beispielsweise der Marihuanakonsum in Budapest zu niedrig geschätzt wurde.

Die AutorInnen sind der Meinung, dass die Besteuerung von Marihuana bedeutende Einnahmen generieren würde. In Budapest, einer Stadt mit einer der geringsten Konsumentenraten unter den europäischen Großstädten, wären das zusätzliche acht Millionen Euro im Jahr – bei einem Steuersatz, wie er auf Tabakwaren erhoben wird. Dazu müsste man natürlich den Freizeitkonsum von Marihuana legalisieren.

Bei einer solchen Berechnung stünde Kairo an der Spitze der Weltstädte. Obwohl in der ägyptischen Hauptstadt Cannabis verboten ist und infolgedessen der Pro-Kopf-Verbrauch niedrig, würde bei der gewaltigen Bevölkerung und einer ziemlich hohen Tabaksteuer die Legalisierung und Besteuerung von Marihuana jährlich etwa 400 Millionen Euro einbringen. Ganz zu schweigen vom Tourismus, den legales Cannabis in Schwung bringen würde, und den damit verbundenen Mehreinnahmen.

New York ist auch nicht weit abgeschlagen. Dort zahlt man zwar weniger Tabaksteuer, jedoch wird hier mehr Cannabis verbraucht als in Kairo. Beim Gesamtverbrauch steht die Stadt an der Spitze der Weltrangliste: Es werden jährlich 77 Tonnen Marihuana geraucht, deren Besteuerung dem Staat fast 380 Millionen Euro einbringen würde.

Sicher gibt es wichtigere Gesichtspunkte als Steuereinnahmen und auch bessere Argumente für die Legalisierung, verwendete man jedoch die Steuereinnahmen für medizinische Maßnahmen und für weitere medizinische Cannabisforschung, würde man auf jeden Fall besser fahren als mit den bisherigen Regelungen.

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