Osteuropa öffnet sich

Krankheiten und Heilmethoden kennen keine Grenzen, daher ist es nicht erstaunlich, dass nun auch die Länder der osteuropäischen Region sich unter die Staaten einreihen, die den Gebrauch von medizinischem Cannabis erlauben. Seit Beginn dieses Jahres kam es in Rumänien und der Ukraine zu signifikanten Änderungen in Sachen Drogenpolitik.

 

Als Erster erklärte der rumänische Finanzminister Eugen Teodorovici gegenüber der Presse, dass schon Verhandlungen zur Einführung von medizinischem Cannabis im Gange seien. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium habe man eine Kommission gebildet, welche die Legalisierung zu medizinischen Zwecken prüft. In erster Linie käme die Anwendung von medizinischem Cannabis bei Krebskranken im Endstadium infrage, der Ausschuss werde jedoch auch die Anwendbarkeit bei anderen Erkrankungen untersuchen. Die Freigabe für den Freizeitkonsum hält er aber für verfrüht, denn dazu sei eine koordinierte Entscheidung auf europäischer Ebene nötig. Dem Gedanken verschloss er sich jedoch nicht und sicher werden in den nächsten Jahren zahlreiche Diskussionen über das Für und Wider folgen. Ein paar Tage darauf reagierte die Europäische Kommission reichlich reserviert auf die Äußerungen des Ministers, obwohl das Europäische Parlament im Februar die Staaten der Union aufgefordert hatte, medizinisches Cannabis zugänglich zu machen. Die Kommission merkte an, man verfüge vorerst über nur wenige Forschungen zu den Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und die Folgen eines Langzeitgebrauchs. Und das, obwohl medizinisches Cannabis in mehreren europäischen Ländern erhältlich ist. Zudem befürworte kein einziger Mitgliedsstaat das Rauchen von Cannabis, auch die rumänischen ÄrztInnen nicht. Noch ist nicht absehbar, wann die Gesetze zur Genehmigung des medizinischen Gebrauchs von Cannabis in Rumänien in Kraft treten und die Patient-Innen Cannabis auf Rezept erhalten können. Die positiven Entwicklungen machten auch vor der Ukraine nicht halt. Dort gelangte die Frage des medizinischen Cannabis ebenfalls vor das Parlament, wenn auch auf einem anderen Weg. Die Menschenrechtskommission des Obersten Rats der Ukraine hatte gemeinsam mit betroffenen Organisationen eine Gesetzesvorlage zur Freigabe des Cannabis für medizinische und wissenschaftliche Zwecke erarbeitet. Dies gab Hennadiy Shabas, der Vertreter der ukrainischen Vereinigung für medizinisches Cannabis, auf einer Pressekonferenz in Kiew bekannt. Der Gesetzesentwurf kam einer Petition auf der Webseite des Parlaments zuvor, auf der innerhalb von 42 Tagen die notwendigen 25.000 Unterschriften für die Aufnahme der Frage auf die Tagesordnung zusammengekommen waren. Die Petition erwähnt auch die Krankheiten, bei denen der Gebrauch von medizinischem Cannabis angezeigt sein kann. Dazu gehören Epilepsie, Anorexie, Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Immunkrankheiten, Arthritis und Rheuma. Die Kommission erarbeitete die Gesetzesvorlage unter Einbeziehung der Ukrainischen Vereinigung für medizinisches Cannabis. Shabas hofft, dass die Vorlage noch dieses Jahr angenommen wird. Darauf deutet auch hin, dass im Land Vorbereitungen für einen Wandel getroffen werden. Vitalij Usenko, der medizinische Leiter des Kiewer pharmazeutischen Betriebs Farmak, erklärte, dass die ukrainischen Pharmaentwickler auf die Herstellung von Erzeugnissen mit medizinischem Cannabis vorbereitet sind. Damit meint er keine synthetischen, sondern pflanzliche Produkte, die auch in die medizinische Praxis übernommen werden können. Man kann also davon ausgehen, dass die Weichen für Akzeptanz und Vertrieb von medizinischem Qualitätscannabis gestellt sind.

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