Nur keine Panik!

Ein Leitfaden für bewussten Cannabiskonsum

Nur wenige Menschen sprechen darüber, aber die meisten haben sich sicher nach einem Joint auch schon einmal unwohl gefühlt. Unerklärliche Nervosität, Angst, paranoide Vibrationen – woher kommt das? Warum sollte sich diese Heilpflanze gegen uns wenden, uns verunsichern?

 

Bei manchen werden solche negativen Erfahrungen für immer ihre Beziehung zum Cannabis besiegeln. Aber muss das wirklich sein? Bei diesen vielleicht schon. Andere werden jedoch bald erkennen, dass dieser Übergang tatsächlich das größte Geschenk ist, das ihnen das Cannabis überhaupt machen kann. Was ist, wenn diese Momente nicht grundlos sind? Vielleicht arbeitet das Cannabis daran, dunklen Flecken in unserer Psyche aufzuspüren. Vielleicht ist es deshalb eine ganz besondere Medizin.

Wer Marihuana konsumiert und diese Entscheidung ganz bewusst trifft, wird schnell erkennen, dass diese Pflanze und die darin enthaltenen psychoaktiven Substanzen Seiten der Persönlichkeit aufzeigen können, die sonst im Verborgenen bleiben würden. Unser Bewusstsein entwickelt im Lauf der Zeit alle möglichen Ansichten über uns selbst und der Welt um uns herum. Als Kind lernen wir, das Gute vom Schlechten zu trennen und zu erfahren, was wir lieben und was nicht. Wenn wir erwachsen werden, fällen wir diese „Urteile“ unbewusst und automatisch. Der menschliche Geist konzentriert sich nur auf das, was „wichtig“ ist und ignoriert alle Reize, die im Tagesgeschäft unnötig erscheinen. Wir unterdrücken einfach die Wahrnehmungen, die uns zeigen wollen, wie wir uns in unserer Haut fühlen oder einfach, in welcher Beziehung wir zur Welt stehen, in der wir leben. Im Lauf der Jahre „verkalkt“ unser Geist, was unser Leben – zumindest scheinbar – immer stabiler und vorhersehbarer macht. Cannabis und einige andere Nutzpflanzen hingegen können unsere Wahrnehmung auf Empfindungen ausweiten, die wir sonst nicht erkennen würden. In diesem Sinne ist Marihuana eine Art Weckruf an alle Sinne, die wir ausgeschaltet haben. Schön ist auch, dass dies in einigen Fällen die Fundamente der Realität, wie wir uns diese vorstellen, erschüttert.

Viele Menschen halten diese Art von Überempfindlichkeit nur für eine Nebenwirkung des Cannabis. Aber wenn wir genauer hinschauen und sie als Gelegenheit zur Erweiterung unseres Bewusstseins auffassen, besagen all diese Erfahrungen, dass wir uns dadurch entwickeln und erwachen können.

In Stammeskulturen wird Marihuana immer noch häufig in Zeremonien verwendet, um den richtigen Weg zu finden. Ob alleine oder in einer Gruppe, unter dem Einfluss von psychoaktiven Substanzen oder „clean“, der Zweck der Suche ist immer, die Angst zu vertreiben und das Licht, die Energie zu finden. Angst ist, unabhängig von Land und Kultur, allen Menschen bekannt. Doch kann dieses Gefühl auch Macht für Männer und Frauen bedeuten, die erobern können und zu Führern und Weisen ihres Stammes werden. Obwohl diese spirituellen Prüfungen aus den westlichen Kulturen verschwunden sind, sind sie im Unterbewusstsein dennoch nach wie vor vorhanden. Mit jedem Zug an einem Joint unterwerfen wir uns dem, merken es aber einfach nicht.

Wir alle möchten glücklich und zuversichtlich sein. Aber selbst die gründlichsten Menschen machen manchmal Fehler. Wenn du einem Hindernis gegenüberstehst, nimm dir etwas Zeit, die Situation zu beurteilen. Wenn du aufgeregt, depressiv oder ängstlich bist, denk an den Spruch „Keine Panik“ aus Per Anhalter durch die Galaxis! Es bedeutet nur, dass du bereit bist für den nächsten Schritt auf dem Weg zum wahren Glück, aber noch viel über dich selbst lernen musst.

Zuerst langsamer werden. Tief einatmen und alle Erwartungen hinter dir lassen, egal, ob sie von dir selbst oder anderen stammen. Keine Panik bekommen, wenn du in einer unangenehmen Situation steckst. Schau dich um und begib dich an einem gemütlichen, ruhigen Ort. Wenn du die Gelegenheit hast, geh nach draußen und leg dich ins Gras. Wichtig ist, immer positiv und ruhig zu bleiben und sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.

Zweitens, beschäftige dich ein wenig mit deinem Körper. Wasche dein Gesicht, strecke dich, erfrische dich. Bewegung ist ein guter Weg, Ängste zu lindern: Ein angenehmer Spaziergang hilft zum Beispiel enorm dabei, den ungezügelten Geist zu beruhigen. Es ist kein Zufall, dass Tanz, Gesang und Musik ein wesentlicher Bestandteil der transzendentalen Zeremonien der Stammeskulturen sind. Das eine oder andere funktioniert auch bei dir, Hauptsache ist es, deinen Geist von unnötigen Gedanken zu befreien.

Jetzt, da du dir etwas Freiraum verschafft hast, bist du bereit, deine tiefsten Gefühle zu bemerken und zu deuten. Vielleicht spürst du, dass dein Herz zu schnell schlägt. Dies ist völlig normal, Cannabis kann zu einer Erhöhung des Herzschlags führen. Keine Sorge, das hat noch keinem geschadet. Unabhängig davon kann dein Körper spüren, dass etwas nicht stimmt. Du brauchst vielleicht nur ein Glas Wasser, eine Dusche oder eine Pause. Wichtig ist, tief zu atmen. Leg eine Hand auf dein Herz oder den Bauch – du spürst, was du tun musst, um dich zu beruhigen.

In diesem erhöhten Bewusstseinszustand wird man sich auch seines Körpers viel bewusster. Dies ist zum Beispiel der Grund dafür, dass wir einen minimalen Durst viel stärker spüren. Oder dass der Magen schmerzt. Paranoia kann uns erfassen. In den meisten Fällen gab es diese Symptome schon einmal, aber in diesem Zustand verstärken sich alle unsere Gefühle. Nutze diese Gefühle, um deinem Geist und deinem Körper das zu geben, was sie brauchen.

Was ist bei einem größeren Problem zu tun? Viele KifferInnen geben an, dass sie sich unter Menschen unwohl fühlen. Wenn es dir auch so geht, überlege einmal, woran das liegen könnte. Mit wem bist du zusammen und wie fühlst du dich mit diesen Leuten? Siehst du sie als deinesgleichen an? Verurteilst du sie? Willst du sie beeinflussen? Vertraust du ihnen? Vertraust du dir selbst? Erstaunlicherweise kann Cannabis die Fähigkeit eines Menschen, seine Gedanken zu artikulieren, verringern und gleichzeitig die Denkfähigkeit vervielfachen.

Marihuana löst keine neuen Ängste aus, sondern deckt nur bestehende auf. Die meisten Menschen beschäftigen sich nicht mit der Bewertung ihrer Beziehung zu sich selbst und ihren Lieben. Auf jeden Fall kann Cannabis die ungenutzten Energien, die in den hintersten Ecken unserer Persönlichkeit verborgen sind, wecken und mobilisieren.

Aber selbst, wenn wir unsere tiefsten, verborgensten Ängste erkennen, brauchen wir keine Angst zu haben. Versuche im Gegenteil, über sie oder dich selbst zu lachen! Du hast etwas Dummes gesagt? Offenbare deine Ängste Menschen gegenüber, die du seit Jahren kennst. Du stellst fest, dass du die letzte halbe Stunde, zwei Tage oder sogar ein Jahr lang total am Rad drehst? Na und? Lache einfach darüber und lass die anderen mit dir lachen. Solange du dich entwickeln willst, ist es nur normal, dass du Fehler machst. Deine FreundInnen wissen schon lange, welche Verhaltensweisen du verbessern musst und sie lieben dich trotzdem. Wenn du es schaffst, ein Licht in deinem Inneren anzuzünden, wirst du Schatten sehen, aber du musst keine Angst haben. Du wirst stark und selbstbewusst sein. Du wirst zu einem seltenen und kostbaren Wesen: einer ehrlichen, authentischen, sich entwickelnden Person.

Bewusste GrasraucherInnen sind sich darüber im Klaren, dass unvorhersehbare Emotionen ein Teil des Lebens sind. Sie lernten, sich in der Stille genauso wohlzufühlen wie in lautem Gelächter. Zeichnen, Tanzen, Spazierengehen, Radfahren, Musizieren, Schreiben oder einfach nur ehrlich sein können einen positiven Fluss auslösen, der die authentischste Schönheit verkörpert – eine, die nicht erfunden, nicht poliert, sondern einfach nur schön ist.

Viel Freude beim Erleben! Das ist die Geburt leicht zu vergessender, die Welt rettender Ideen … Kommt dir das bekannt vor? Im Nachhinein erweisen sie sich als weniger bedeutungsvoll. Das macht nichts. Wir müssen nie sofort herausfinden, wie wir unsere Probleme lösen können. Aber je weiter wir uns entwickeln, unsere Freude, unser Mitgefühl steigern, desto leichter wird es, auf den mal höheren, mal niedrigeren Wellen des Lebens zu reiten.

Ob du mitten in einer Stadt oder in den Bergen lebst, die Schönheit ist nie zu weit entfernt. Was auch immer du glaubst, es ist schwer, die spirituelle Vollkommenheit des Mondes, des Nachthimmels oder des Glitzerns von sonnigem Wasser zurückzuweisen. Entdecke, was das Beste in deiner Umgebung ist. Denke daran: Dankbarkeit erweitert das Spektrum.

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