Neue Beweise für Wirksamkeit bei PTBS

Die gute Nachricht lautet, dass Cannabis sich als wirksam bei einem der schwerwiegendsten psychiatrischen Symptome, der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), erwiesen hat. Obwohl die Ergebnisse bei mehr als der Hälfte der PatientInnen sehr überzeugend sind, sind sie bislang nur vorläufig. Anfang des Jahres berichteten wir über eine Studie, in der kanadische ForscherInnen Daten von 24.000 Personen analysiert hatten. Dabei wurde festgestellt, dass PTBS-PatientInnen, die kein Cannabis konsumieren, siebenmal häufiger an depressiven Episoden leiden und fast fünfmal häufiger an Selbstmord denken.

Neuere Forschungen zeigen nun, dass Cannabis bei der Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen eingesetzt werden kann. Das Forschungsteam der Perelman School of Medicine, die einen Teil der Washington State University und der University of Pennsylvania bildet, bezog 404 Cannabispatienten, die Symptome einer PTBS aufwiesen, in die Untersuchung ein. In der Studie wurde untersucht, inwieweit inhaliertes (gerauchtes oder verdampftes) Cannabis vorübergehend einige der mit der Krankheit verbundenen Symptome wie Angstzustände und Flashbacks (Wiedererleben traumatischer Erlebnisse) lindert. Nach der Anwendung berichteten 62 % der ProbandInnen von einer Verringerung der Schwere der negativen Gedanken und 51 % über eine Reduktion der Flashbacks. Darüber hinaus wurde bei 67 % die Reizbarkeit und bei 57 % die Angst gelindert. Die ForscherInnen fanden bei der Linderung der Symptome keinen signifikanten Unterschied in der Wirksamkeit verschiedener THC-CBD-Verhältnisse. Es wurde jedoch beobachtet, dass die symptomlindernde Wirkung von Cannabis relativ kurzlebig war und die symptomatische Klassifizierung der ProbandInnen nicht beeinflusste – d. h. die charakteristischen Symptome blieben nach dem Konsum bestehen. Die ForscherInnen kommen in der Studie zu dem Schluss, dass Cannabis zwar die Symptome von PTBS kurzfristig lindern kann, es aber möglicherweise keine langfristige Heilung der Störung bietet.

Zukünftige Forschungen sollten daher die Auswirkungen spezifischer Cannabinoidformen als Zusatz zu Standard-Arzneimitteltherapien überprüfen. Derzeit wurde allerdings mit MDMA (dem Wirkstoff in Ecstasytabletten) ein echter Durchbruch bei der Behandlung von PTBS erzielt. Die klinischen Studien sind hier bereits so weit fortgeschritten, dass die ersten PTBS-Behandlungen mit MDMA im Jahr 2022 mit der Genehmigung der US-amerikanischen Food and Drug Administration beginnen können. Gegenwärtig ist es sehr wahrscheinlich, dass Cannabis als Zusatztherapie zur Linderung der mit PTBS verbundenen Symptome eingesetzt werden wird, während eine vollständige Linderung der Symptome durch eine MDMA-unterstützte Psychotherapie angestrebt wird, wie in früheren Ausgaben unseres Magazins ausführlich erörtert wurde.

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