Nachhaltige Entwicklung mit Cannabis

Die wichtigsten Ergebnisse der International Cannabis Policy Conference 2018 (ICPC) in Wien

Vor drei Jahren beschlossen die Mitgliedstaaten der UNO 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. Auf der ICPC wurden wir nun daran erinnert, dass man diese Ziele, was den Anbau von Hanf betrifft, mit einer geeigneten Regelung unter Berücksichtigung der Expertenvorschläge und mit dem Augenmerk auf die Versorgung der PatientInnen am besten umsetzen kann.

In Zeiten der medizinischen Zulassung und der Entkriminalisierung werden allein in Europa jährlich mehrere Dutzend Cannabiskonferenzen abgehalten. Die vom FAAAT (For Alternative Approaches to Addiction, Think & do tank) und dem Knowmad-Institut organisierte und durchgeführte Konferenz setzte sich von ihnen ab, weil sie einen neuen Ansatz wählte: Hier suchten GastrednerInnen und Seminare eine Antwort auf die Frage, wie eine Cannabisregulierung und eine Zulassung für den medizinischen Gebrauch mit dem UNO-Beschluss vom September 2015 über die nachhaltige Entwicklung, den die Mitgliedstaaten bis 2030 umsetzen müssen, in Einklang zu bringen ist. Im Verlauf von zwei Tagen wurde den TeilnehmerInnen verdeutlicht, dass alle der 17 erklärten Ziele auf dem Gebiet der Cannabispolitik praktikabel sind und deswegen das überkommene Verbot nicht aufrechterhalten werden kann.

icpc

Die ICPC fand am Wiener Sitz der UNO nach der Sitzung der Weltgesundheitsorganisation statt, auf der man die Übergabe des Berichts zur Überprüfung des Cannabis erwartete, die jedoch ausblieb. In mehreren Reden wurde auf die unerwartete Wendung Bezug genommen. Über die Hintergründe lässt sich jedoch nur spekulieren. Man erfuhr eine Menge von Fakten, die nachdenklich stimmen. Von der unbeabsichtigt umweltschädigenden Wirkung des Krieges gegen die Drogen über die gesellschaftliche Einschätzung Cannabis konsumierender Frauen bis hin zu den neuesten Forschungsergebnissen. Unter den Vortragenden befanden sich auch namhafte ForscherInnen, MedizinerInnen, StaatsvertreterInnen und AktivistInnen, aber es kamen auch neu gegründete Fachorganisationen und angehende Fachleute zu Wort – nur die Vertreter der UN-Mitgliedstaaten hielten sich fern. Ein seltener Gast unter den Vortragenden war der deutsche Fachmann für medizinisches Cannabis, Dr. Franjo Grotenhermen, der die Einladung wegen der richtungsweisenden Bedeutung der Veranstaltung angenommen hatte. Einer der Höhepunkte der Konferenz war die Auflistung von insgesamt 60 Krankheiten, bei denen Cannabis eine positive Wirkung gezeigt hat. Ebenso spannend war der Vortrag einer Vertreterin der Szene und ihre Einschätzung der für Männer konzipierten Grasreklame, bei der Frauen bestenfalls verdinglicht, rein körperlich in Erscheinung träten. „Was für eine Doppelmoral ist es, dass ein Mann sich nach einem schweren Tag mit etwas Gras entspannen kann, während dies bei einer Frau negativ bewertet wird?“ – lautete eine der Schlüsselfragen des Gesprächs.

Wenn wir schon vom akzeptierten Gebrauch sprechen, gehört dazu auch die Minimierung der Risiken des Konsums – ein Thema, über das beim Marihuanakonsum eher selten gesprochen wird. Auf der Konferenz wurde diesem Thema jedoch eine eigene Sparte zugewiesen. Am Ende der Veranstaltung gelangte man zur einhelligen Überzeugung, dass das Thema nachhaltige Entwicklung einen positiven Beitrag zur Debatte um die Cannabisregulierung leisten wird.

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