Mazedonisches Cannabisöl
Der Balkan lag bisher, was die Schaffung eines legalen Rahmens für den Cannabisgebrauch zu Therapiezwecken betrifft, beträchtlich hinter den westlichen Ländern zurück. Nun aber scheint es einen Wandel zu geben. Nach Serbien und Kroatien erlaubt auch Mazedonien medizinisches Cannabis und gibt der fortschrittlichen Politik in dieser Region frischen Schwung. Die Entscheidung ist ein Indikator dafür, wie weit eine Gesellschaft und ihre Regierung vorausdenken können, wenn es um eine für das Leben von sehr kranken Menschen entscheidende Frage geht.
Der mazedonische Gesundheitsminister Nikola Todorov erklärte am 15. Mai, das neue Gesetz für Drogen und psychotrope Mittel erlaube Menschen, die an schweren Krankheiten leiden, beispielsweise an Tumoren, Multipler Sklerose, Aids und Epilepsie, sich legal Cannabispräparate, etwa Cannabisöl, zu beschaffen. Mit der Einwilligung eines Arztes sind sie dann in Apotheken gegen Rezept erhältlich. Die mazedonischen LegalisierungsaktivistInnen bemühen sich schon seit Jahren, eine Veränderung zu erreichen. Sie hatten mehrere Seminare mit ÄrztInnen, ForscherInnen und AktivistInnen für Patientenrechte abgehalten, ähnlich der medizinischen Cannabiskonferenz, die vor Kurzem in Budapest stattfand. Im Kampf für das neue mazedonische Gesetz spielte der bekannte tschechische Cannabinoidforscher Lumír Hanuš eine wichtige Rolle. Nach seinem Vortrag in Budapest sagte er uns, dass dies ein großer Erfolg für alle osteuropäischen Staaten sei und er hoffe, dass dadurch eine Legalisierungswelle für medizinisches Cannabis auslöst wird. Das Gesetz bringt keine Veränderung beim Freizeitgebrauch, denn Konsum und Anbau von Cannabis ohne Genehmigung sind weiterhin illegal. Nach Meinung des Cannabisaktivisten Filip Dostovski zeigen sich die Gerichte im Allgemeinen bei solchen Fällen liberal. Was bedeutet, dass jemand, der mit einer kleinen Menge erwischt wird, zu 90 Prozent nur mit einer Geldstrafe rechnen muss.