Lebensrettende Medizin

AR-160619557In mehreren medizinischen Studien war schon zu lesen, dass die Anzahl der Todesfälle durch Überdosierung von Analgetika in den amerikanischen Bundesstaaten mit Medizinalhanfprogrammen gesunken ist. Eine neue Untersuchung erklärt, dass dies kein Zufall ist, sondern dass es einen kausalen Zusammenhang gibt. Über die Gründe konnte man bisher nur mutmaßen. Immer mehr PatientInnen nehmen jedenfalls statt der gefährlichen Tabletten Cannabis ein und laufen daher nicht mehr Gefahr, ihre Medizin zu hoch zu dosieren. Die neue Studie, die in der Fachzeitschrift Health Affairs erschienen ist, liefert entsprechend klare Beweise. Das Forscherteam von der Universität Georgia, Ashley und W. David Bradford, Vater und Tochter, erstellte eine aussagekräftige Tabelle der zwischen 2010 und 2013 rezeptpflichtig verschriebenen Medikamente. In den siebzehn Staaten, in denen vor 2013 Medizinalcannabis verschrieben werden konnte, sank der Gebrauch von rezeptpflichtigen Analgetika und anderen Arzneimitteln drastisch. Durchschnittlich verschrieb dort ein Arzt oder eine Ärztin pro Jahr 265 Dosen weniger Antidepressiva, 486 Dosen weniger Antiepileptika, 541 Dosen weniger Medikamente gegen Brechreiz und 562 Dosen weniger Psychopharmaka. Doch das überraschendste Ergebnis haben wir uns für das Ende aufbewahrt: In den Therapiestaaten – der Einfachheit halber wollen wir sie so nennen – wurden pro Jahr durchschnittlich 1.826 Dosen weniger Analgetika pro Arzt oder Ärztin verschrieben. Nun braucht es keine weitere Erklärung für den rasanten Rückgang der Überdosierungen. Einen Abwärtstrend verzeichneten auch Krankheiten, bei deren Therapie Cannabis verwendet wird – bei entsprechender Vorlage einer staatlichen Genehmigung. Nur beim Glaukom (Grüner Star) wurden in den Therapiestaaten mehr traditionelle Präparate eingenommen, obwohl man auch hier Cannabis für wirksam hält. Den Bradfords zufolge könnte das damit zusammenhängen, dass Marihuana die Symptome von Glaukom nur kurzzeitig lindert und PatientInnen daher zu einem stärkeren Mittel greifen. Zur Überprüfung der Gründe und der Genauigkeit der Resultate untersuchten die Bradfords auch rezeptpflichtige Medikamente, die nicht durch Cannabis ersetzt werden können, beispielsweise blutverdünnende und antivirale Präparate sowie Antibiotika. Es zeigte sich, dass es hier keinen Unterschied zwischen den amerikanischen Bundesstaaten mit bzw. ohne Medizinalhanfprogrammen gibt. „Vieles spricht dafür, dass die Veränderung bei den rezeptpflichtig verschriebenen Arzneimitteln auf das Konto der Medizinalhanfgesetze geht“, schrieb das Forscherduo. „Die Resultate belegen, dass die Menschen Marihuana wirklich als Medikament benutzen und nicht mit dem Ziel der Entspannung.“ All dies erklärt die heftige Ablehnung der Pharmaindustrie gegenüber der Cannabislegalisierung und dem Therapiegebrauch.

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