Kush

Ursprung und Geschichte der Pflanze und des Wortes

Das Wort “Kush” trifft man überall an. In Kalifornien sieht man es auf T-Shirts und Werbeplakaten, in Hollywood gibt es zahlreiche Werbespots, die das Wort einbauen. Wenn man in Süd-Kalifornien von erstrangigem Marihuana redet, ist es eher selten, dass man von hydroponischen oder harzreichen Sorten spricht, sondern man sagt einfach “Kush”. Mittlerweile gilt KUSH bei den Hanffans als eine Art Qualitätssiegel, wenn nicht sogar als Propagandatrick. Aber woher hat es diese privilegierte Stellung??

In Amerika versuchen sämtliche Händler – vom Apothekenbesitzer der Marihuana-Apotheken bis zum Dealer an der Straßenecke – , mit diesem Zauberwort ihre Einnahmen zu steigern, auch wenn der von ihnen feilgebotene Stoff bei weitem nicht an den echten Kush heranreichen kann. Dabei handelt es sich in der Regel um raffinierte Werbetricks, aber es kommt auch vor, dass sie ihrer eigenen Naivität zum Opfer fallen. All dies ist auf den übermäßigen Gebrauch und die Fehlinterpretation des Wortes “Kush” zurückzuführen, da die meisten Kalifornischen Smoker natürlich nicht die geringste Ahnung haben, was man als KUSH bezeichnet und was nicht. Sie sind sich nämlich nicht unbedingt darüber im Klaren, dass der Name nicht nur ein Slangausdruck für die krassen Sorten ist, durch den auf die Qualität des Stoffs hingewiesen werden soll, sondern eine ganz konkrete genetische Variante des Cannabis Indica bezeichnet, die aus dem Himalaya stammt und vermutlich zu den ältesten Cannabissorten überhaupt zählt.

 

Die Wurzeln des Kush

Wenn eines Tages die Zeit gekommen ist, dass eine Gruppe von Akademikern ihr Leben der Erforschung der Geschichte des Marihuana widmen kann, dann wird der Ausgangspunkt der Forschungsreise mit Sicherheit in den afghanischen oder pakistanischen Regionen des Himalayas zu finden sein. Die Forscher sind sich auch bisher bereits einig, dass dieses Gebiet und Indien als Wiege des Marihuana anzusehen sind. Die gedrungene und kräftige Kush-Sorte wächst bereits seit Jahrtausenden – d.h. genauer gesagt seit dem 7. Jahrhundert – im Gebirge am Grenzbereich zwischen Pakistan und Afghanistan. Der geographische Name dieses fruchtbaren Gebiets lautet Industal, und hier begann die einzigartige Geschichte der Phänotypen Kush, um sich anschließend über Jahrtausende hinweg in dieser 800km breiten Region fortzusetzen. Historiker gehen davon aus, dass sie im 7. Jahrhundert v. Chr. wegen des damals dominanten Hindu-Glaubens in der Region Hindu-Gebirge genannt wurde. Die hinduistischen Siedler bauten damals die winzige, extrem harzhaltige Variante des Kush Phänotyps an, und verwandten ihn in religiösen Ritualen, zur Meditation und zu Entspannung. Diese Sorten bewahrten sich über Jahrhunderte hinweg ihren Genbestand, ihre beachtenswerte Potenz und auch ihre physischen Merkmale. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich lediglich die Art der Anwendung des Kush: laut der erhaltenen Überlieferungen war die beliebteste Verwendungsform nicht das Rauchen der Blüten, sondern – wegen seines extrem hohen Harzgehalts – das Rösten und der Konsum in Form von Haschisch. Die Hindus kerbten die frische Pflanzen am Stengel ein, und brachen die kräftigeren Zweige ab, um diese anschließend – einschließlich der Knospen an den Enden der Zweiglein – lang und unermüdlich zu zwischen den Händen rieben. Dieser Prozedur erfolgte über einem eimer-ähnlichen Gefäß, in dem die vom Stängel abfallenden Blüten- und Knospenpartikel aufgefangen wurden. Dieser mikroskopische Hanfschaum, den sie auf diese Art und Weise manuell ablösten, sind die Trichome an den Außenwänden der harzigen Indica-Stängel. Aus diesen Trichomen, die eine hohe THC-Konzentration aufweisen, wurde Haschisch hergestellt, was über Jahrhunderte hinweg die am weitesten verbreitete Form des Hanfkonsums darstellte. In den unterschiedlichen Ländern der Region versah man das so gewonnene Produkt mit den verschiedensten Namen: In Indien wurde der aus den Spitzen der Blüten hergestellte Stoff z.B. Chara oder Charas genannt, die durch ein Schüttelverfahren gesammelten, Trichome wiederum als Kief oder Kif, was von vielen noch heute verwendet wird.

Aber wie gelangte die märchenumwobene Kush Genetik in den Westen? Wer war verantwortlich dafür, dass pakistanische Hanffrachten den Stillen Ozeam überquerten. Laut der Legende sollen die Samen der Sorte im 20. Jahrhundert nach Amerika geschmuggelt worden sein. Andere Histörchen wissen zu berichten, dass einige Smoker in den 70´er Jahren in die Himalaya-Region flogen, um mit einer hübschen kleinen Kollektion an Grassamen in die USA zurückzukehren. Anschließend gelang es ihnen, aus einem verhältnismäßig kleinen Genbestand diverse Kreuzungen heranzuzüchten.

 

Die Herkunft des Wortes “Kush”

Das Wort Kush weist auf eine Cannabispflanze zurück, deren Genetik aus dem Himalaya-Gebirge stammt. Die ethymologischen Wurzeln des Wortes sind allerdings umstritten, und die einzelne Versionen weisen diverse Unterschiede auf – je nachdem aus welcher Sprache die Wissenschaftler den Ursprung des Wortes ableiten. Zum Ursprung des Wortes sind folgende Hypothesen im Umlauf.

Laut der ersten Theorie ist das Wort persischen Ursprungs. In dieser Region, die sich über 800 km hinweg in Hindutal ausbreitet, werden auch heute noch diverse iranische Sprachen. Die Gipfel in dieser Region tragen häufig Namen, die auf “kush” enden. Die Endung mit der Bedeutung Gipfel in der persischen Sprache ist also eine mögliche Herkunft des phänomenalen Phänotyps.

Die zweite Theorie geht davon aus, dass die Händler der Seidenstraße schon vor Jahrhunderten das Wort Hindu Kush verwendeten, das dem Volk schon damals als beste und feinste Sorte bekannt war. Vielleicht  fand Marco Polo auf seiner Heimreise ein wenig von dem begehrten Stoff und führte ihn zuerst nach Europa ein. Das würde auch erklären, warum ihn der märchenhafte Osten dermaßen bezauberte und warum er dorthin auf seinen Reisen mehrmals zurückkehrte.

Nach einer dritten Hypothese, dauerte die mazedonisch-griechische Herrschaft im Indus-Tal nach der Eroberung durch Alexander den Großen im 4. Jh. v. Chr. insgesamt drei Jahrhunderte und wurde im 1.-3. Jahrhundert n. Chr. vom Kushan Reich abgelöst, welches sich über das Gebiet des heutigen Nordwest-Indiens, Pakistans, Afghanistans und auch über Teile des heutigen Irans erstreckte, und dessen Hauptstadt Bagram in der Nähe des heutigen Kabuls lag. Es ist möglich, dass die Bewohner des Industals von dem Stoff dermaßen begeistert waren, dass sie ihn nach ihrem eigenen Volk benannten.

Es ist allerdings wahrscheinlicher, dass in den Skita-Sprachen, die auch im einstigen Kushan-Reich verbreitet waren, die Gebirgskette des Himalayas Hindu-Kush genannt wurde, wobei das Wort Kush so etwas wie Seite oder Gebiet bedeutet. Die meisten Anhänger hat jedoch die Hypothese, laut derer die Briten, nachdem sie sich die Kolonialherrschaft über Indien und Pakistan erkämpft hatten, aus dem ursprünglich skitischen Wort das heutige Kush machten und dieses so in seine heute verwendetet Form gegossen wurde.

Cannabis Connoisseur

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