Kolumbianisches Gold

Während in Mexiko nach dem Urteil des Obersten Gerichts sofort Maßnahmen ergriffen wurden, um Anbau und Genuss von Cannabis zu einem unveräußerlichen Menschenrecht werden zu lassen, schlägt Kolumbien einen anderen Weg ein: Es bemüht sich um die Einführung von medizinischem Marihuana und beabsichtigt auch, es auf den Weltmarkt zu bringen. Diese Pläne verkündete im November 2015 der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos. Man stelle sich vor, den Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke und den Handel damit juristisch zu ermöglichen, man bereite aber auch die Option des Exports vor. Das ist die umgekehrte Logik wie beispielsweise in Tschechien, wo man mit einer Erlaubnis Cannabis auf Rezept bekommt, es für viel Geld und in begrenzter Menge aus Holland beschaffen kann, da für den Anbau im Lande noch kein Plan ausgearbeitet wurde. Santos kam wahrscheinlich über die Exportchancen und weniger über die Fürsorge für die kranken Landsleute auf medizinisches Cannabis. Dennoch ist es vorstellbar, dass sich dieses Modell für die CannabispatientInnen als wirksamer herausstellt als das tschechische. In einem Interview mit BBC Mundo argumentierte Santos folgendermaßen: „Ein gewaltiger Bedarf zeichnet sich ab. In Kanada und den USA befassen sich seriöse Firmen mit Marihuana in zahlreichen Therapien und medizinischen Behandlungen.“ Das hört sich nicht an wie die Worte eines Philanthropen, der an die Einführung ausgezeichneter medizinischer Dienstleistungen denkt, sondern eher wie die eines Geschäftsmanns, der sich dieses Geschäft nicht entgehen lassen will. Aber in dem Land, aus dem eine so legendäre Sorte wie Columbia Gold stammt, die in den 1970er Jahren in den USA weit verbreitet war, und wo der Kampf gegen die Drogenkartelle stetig neue Mittel erfordert, könnte der Plan tatsächlich funktionieren. Zudem erfuhr er Unterstützung von medizinischer Seite. Die etwa 400.000 EpileptikerInnen des Landes könnten vom medizinischen Cannabis profitieren; für sie könnte man CBD-reiche Sorten veredeln. Man sollte das kolumbianische Modell im Auge behalten.

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