Kanada droht seinen Patienten

Schwere Zeiten für medizinische Konsumenten in Kanada: Nachdem die konservative Regierung nach einem über zehn Jahre erfolgreich verlaufenden Programm für medizinisches Cannabis letztes Jahr beschlossen hatte, den Medizinalcannabismarkt in staatliche Obhut zu nehmen, wurde klar, dass die Möglichkeiten der häuslichen Selbstversorgung zu Ende gehen und sich die Auswahl der erhältlichen Sorten verringern wird. Im Frühjahr bereitet die Regierung ihren Patienten eine weitere unangenehme Überraschung.

Mitte März erhielten die 37.000 Anwender von Medizinalcannabis eine Aufforderung von Health Canada, dem Gesundheitsministerium des Landes, den bei ihnen befindlichen Cannabisvorrat bis zum 1. April – der staatlichen Übernahme des Marihuanamarktes – zu vernichten, weil er nach dem neuen System als illegal betrachtet wird. In einer Rückantwort sollen sie bestätigen, der Aufforderung Folge geleistet zu haben. Sollte jemand dem nicht nachkommen, würden die Informationen über seine ärztliche Behandlung – sensible Daten, die unter dem besonderen Schutz der Gesetze stehen – an die Polizei weitergegeben werden. Zu welcher Empörung diese Maßnahme bei Tumorpatienten oder unter chronischen Schmerzen Leidenden führen würde, kann man sich vorstellen. Genau das aber ist hier der Fall, denn Patienten, die ständig unter Schmerzen leiden, bzw. Krebskranke machen einen großen Anteil unter den Medizinalcannabispatienten aus. Ihnen wurde Cannabis mit der ärztlichen Überzeugung verschrieben, dass diese Therapie die beste Medikation ihrer Symptome darstellt. Das im Ausbau befindliche staatliche Therapieprogramm stellt all dies nicht nur infrage, sondern droht auch mit dem Einschalten der Polizei und geht sogar noch weiter. Health Canada beginnt eine Stellungnahme zum Medizinalcannabis mit der Aussage, dass “der Gebrauch von Marihuana nicht gerechtfertigt ist und alle notwendigen Schritte unternommen werden, die öffentliche Sicherheit aufrechtzuerhalten und auf Ersuchen des Gerichts nur in entsprechend begründeten medizinischen Fällen Marihuana zugänglich zu machen”. Statt einer guten Verzehnfachung der Patientenzahl bis 2024, mit der man bei Verkündung des staatlichen Programms für medizinisches Marihuana gerechnet hatte, ist nun die Rede von juristischen Erwartungen und Polizeiinterventionen in Verbindung mit dem lebenswichtigen Medikament. Durch die Monopolisierung der Versorgung mit medizinischem Marihuana ist außerdem fraglich, ob die Patienten weiterhin auf die früher bewährten Sorten zurückgreifen können. Viele Fragen tun sich also auf, daher werden wir die Vorgänge weiter verfolgen und über die zukünftige Entwicklung berichten.

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