Kampf um das beste Heilmittel im Spital

Bernhard ist seit 15 Jahren wegen eines Appetitmangelsyndroms Dronabinolpatient. Nach 14 Jahren wurde ihm dieses Medikament von der Krankenkasse genehmigt. Doch nach einem Sportunfall landete er in einem niederösterreichischen Krankenhaus. Seine Medikation löste dort Erstaunen und Entsetzen aus, da man doch solch schwere Drogen nicht einfach verschreiben könne. Als auch diese Hürde genommen war, erlebte Bernhard weitere Schikanen.

Während des Frühstücks fragte er nach den Tropfen, die seine Übelkeit vertreiben und seinen Appetit anregen sollten. Bei diesen „ungiftigen Gifttropfen“ handelte es sich um Dronabinol in Öl aufgelöst. Wegen ihrer wasserabweisenden Fähigkeit und ihrer niedrigen Konzentration von 2,5 Prozent nimmt Bernhard sie pur ein. Im Krankenhaus bekam er aber seine Tropfen in einem kleinen Plastikbecher mit etwas Wasser. Eine Gebrauchsanleitung des Herstellers, in der genau auf die Verabreichung (auf Brot oder pur – nicht mit Wasser) eingegangen wird, wollten die Schwestern nicht lesen.

Wenn Bernhard eine der Schwestern um seine Tropfen anflehte, kam auch einmal ein „Schauen wir einmal, wie lange es der Herr ohne Essen aushält“ oder: „Ihre Krankheit hätte ich auch gerne, dann würde ich endlich abnehmen“. Nach einem Monat in jenem kranken Haus wurde Bernhard in ein anderes Spital überstellt.

Obwohl Bernhard versucht hatte sicherzustellen, dass seine Versorgung mit Dronabinol über das Wochenende gewährleistet ist, musste er drei Tage ohne seine Medizin auskommen. Dann wurde es besser. Die Klosterschwestern brachten ihm die Tropfen, die noch immer in einem Tresor verwahrt wurden, ungefragt eine gute Stunde vor den Essenszeiten. Man scherzte und nahm es locker – Brüder, Schwestern und Ärzte kannten hier – an einem Platz, an dem hauptsächlich alte Menschen gepflegt werden – die Heilwirkung der wohltuenden Gifttropfen aus dem ungiftigen Allerweltskraut. Vorrätig waren sie dennoch nicht.

Eigentlich hätte er nun schon in eine Rehaklinik kommen sollen. Aber der Antrag wurde im kranken Haus intern nicht weitergegeben. Die Tropfen wurden ihm diesmal bei der Überstellung einfach in die Hand gedrückt. In der neuen Klinik fragte auch niemand mehr danach – Bernhard verwahrte und dosierte die Tropfen selbst und konnte entsprechend seiner Gewohnheiten essen. Nach über fünf Wochen freut sich Bernhard: Aus dem Spital entlassen, kann er seinem Appetitmangel wieder mit natürlichen Blüten auf die Sprünge helfen.

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