In Uruguay steht die Legalisierung vor der Tür

Im allerletzten Moment verschob das uruguayische Parlament die Abstimmung über die Legalisierung auf später. Nachdem am 4. Juli das regierende linke Parteienbündnis Frente Amplio einstimmig den Legalisierungsplan des Suchtkomitees abgenickt hatte, zog ein paar Tage danach eine Schlüsselfigur der Partei ihre Entscheidung zurück. Darío Pérez sagte vor der entscheidenden Abstimmung, dass er nicht sicher sei, ob er dafür stimmen werde. Der Plan erhält nur Gesetzeskraft, wenn alle 50 Abgeordneten der Partei ihn gutheißen; aus der Opposition unterstützt niemand den Vorschlag.

Die Abstimmung wurde auf den 31. Juli verschoben, und nach einer 13-stündigen Debatte ging die Modifizierung schließlich mit 50:46 Stimmen durch. Nun muss sie nur noch der Senat absegnen, wo die Regierungspartei ebenfalls die Mehrheit hat. Wenn dies geschehen ist, können in Uruguay die sogenannten Hanfkioske eröffnen, wo Staatsbürger, die das 18. Lebensjahr erreicht haben, monatlich bis zu 40 Gramm Marihuana kaufen können, noch dazu das Gramm zu ca. 2 Euro. Die Preisbildung verfolgt unverhohlen das Ziel, den Schwarzmarkt zu unterbieten. Daneben wird auch der häusliche Anbau bis zu maximal sechs Pflanzen genehmigt, von denen man dann jährlich 440 Gramm Marihuana legal ernten kann. Außerdem bietet sich die Möglichkeit, Vereinigungen vom Typ der Cannabis Social Clubs zu gründen, in denen maximal 45 Mitglieder insgesamt 99 Pflanzen zum persönlichen Gebrauch ziehen dürfen.

Die Legalisierung folgt natürlich nicht dem Argument: “Lassen wir mal das Cannabis auf die Jugendlichen los, um die Verdorbenen ist es nicht schade”, sondern ganz im Gegenteil. Dem amtierenden Präsidenten José Mujica zufolge kämpfe das Land im Moment mit einem viel größeren Problem, und zwar mit keinem anderen als dem Drogenhandel. Nachdem sich Uruguay von einem Transit- in ein Zielland verwandelt hat, nahm die Gewalt als Begleiterscheinung des Drogenhandels überhand, außerdem bieten Dealer den Jugendlichen viel gefährlichere Drogen als Cannabis an. Mujica gab übrigens im Juli auf die Frage eines Radioreporters an, dass er selbst noch nie Marihuana probiert habe und daher nicht wisse, wie es sei, bekifft zu sein – dies sehe aber beim Großteil der Jugendlichen anders aus. Anhand wissenschaftlicher Ergebnisse kann sich jeder davon überzeugen, dass die meisten der momentan im Umlauf befindlichen Drogen größere Risiken in sich bergen als das Marihuana. Dessen Verbot ist es zu verdanken, dass an dem Cannabis, das man bei einem Dealer kauft, Blut klebt, was der Mehrheit – wenigstens in Uruguay – nicht recht ist.

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