In Litauen wird nicht nur Cannabis medizinisch

Mitte November 2017 beschloss das litauische Parlament fast einstimmig eine Gesetzesänderung, die PatientInnen medizinische Cannabisanwendungen gestattet. Die Initiative geht auf den konservativen Abgeordneten Mykolas Majauskas zurück. Das Ergebnis übertraf bei Weitem alle Erwartungen: 92 Parlamentsabgeordnete stimmten für die Vorlage, keiner dagegen und nur ein Abgeordneter enthielt sich der Stimme. „Ein wichtiger Schritt wurde getan, der es ermöglicht, schwerkranke Menschen mit medizinischem Cannabis zu behandeln“, sagte Majauskas. „Es ist das erste Mal, dass bei einer Abstimmung über eine solch sensible gesellschaftliche Frage eine solch breite gesellschaftliche und politische Unterstützung zustande kam.“ Der Abgeordnete unterstrich die Bedürfnisse von Kranken, die täglich Morphium oder andere Medikamente auf Opiumbasis einnähmen. Ihnen könne Cannabis eine sehr viel sicherere Alternative bieten.

Das Besondere der Gesetzesvorlage besteht darin, dass Cannabis nicht von der Liste der als gefährlich eingeschätzten Mittel gestrichen wurde, sondern alle dort aufgeführten Drogen zum medizinischen Gebrauch zugelassen werden sollen. Das bedeutet, dass in Litauen sogar der medizinische Gebrauch von Psilocybin, MDMA und Heroin ermöglicht werden kann. Das wäre nicht nur in Europa, sondern weltweit beispiellos. Das als Wirkstoff von Ecstasy bekannte MDMA könnte 2021 zur Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD) zugelassen werden. Gegenwärtig wird das in „Magic Mushrooms“ enthaltene Psilocybin beim Einsatz gegen Depressionen und Cluster-Kopfschmerzen getestet; Heroin gibt man Abhängigen in Rettungsprogrammen, wenn andere Mittel nicht wirken, man sie aber im Interesse der Heilung aus dem Kreislauf des Schwarzmarktes ziehen will.

Zur Ratifizierung des Gesetzes ist noch die Zustimmung des Gesundheitsministers nötig, die möglicherweise einige Veränderungen der im Parlament abgesegneten Version bringen kann.

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