Immer mehr Medizinalhanfprogramme in Europa

Cannabis ist in der Therapie unverzichtbar

Seit dem 1. Januar 2018 können dänische PatientInnen medizinisches Cannabis nutzen. Diese Entscheidung fällte das Parlament in Kopenhagen am 18. Dezember 2017 und verfügte gleichzeitig, dass in Dänemark Cannabis angebaut werden darf. Dänemark ist damit das jüngste Mitglied der Gruppe europäischer Staaten, die in jüngster Vergangenheit medizinisches Cannabis freigegeben haben. Im vergangenen Jahr gaben zahlreiche Mitgliedstaaten der EU medizinisches Cannabis frei oder empfahlen die Freigabe. In Athen verkündete Ministerpräsident Alexis Tsipras im Juni, dass Griechenland „schon zu den Ländern gehört, wo die darauf Angewiesenen legal mit medizinischem Cannabis versorgt werden“ – das entsprechende Gesetz muss allerdings noch dem griechischen Parlament vorgelegt werden. In Irland geht die Diskussion „über die Gesetzesvorlage zur Regulierung des medizinischen Cannabis“ in die dritte und damit letzte Runde. Vor der Entscheidung ließen sich die Regierungen beider Länder Berichte über die medizinische Wirksamkeit von Cannabis vorlegen, um die Zulassungen wissenschaftlich fundieren zu können. Auch in Polen gelangten im November 2017 Medikamente auf Cannabisbasis in die Apotheken. Das Parlament des konservativen Staates verabschiedete das Gesetz fast einstimmig. Und auch Deutschland reiht sich in diese Ländergruppe ein: Im März letzten Jahres verkündete der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Lutz Stroppe, dass Schwerkranke getrocknete Cannabisblüten sowie rezeptpflichtige Arzneimittel mit den Inhaltsstoffen der Pflanze und Extrakte kaufen könnten. Im Januar 2017 hatte das Parlament den medizinischen Gebrauch abgesegnet.

All dies beweist, dass Medizin und Wissenschaft in Europa immer mehr die Rolle von Cannabis in der Therapie anerkennen. In der EU hatten bereits Österreich, die Tschechische Republik, Finnland, Italien, Portugal und Spanien die Verschreibung auf Rezept zugelassen. Medikamente auf Cannabisbasis werden gegen zahlreiche Krankheiten eingesetzt – Multiple Sklerose, AIDS, Epilepsie, sowie gegen die Nebenwirkungen der Chemotherapie, chronische Schmerzen und Glaukom. Dass der Bedarf steigt, zeigt sich daran, dass die schon mehrere Jahre existierenden Programme in Italien gegenwärtig über zu wenig medizinisches Cannabis verfügen, obwohl bereits mit dem Anbau in Italien begonnen wurde. Kranke sind in solchen Fällen zur Beschaffung auf dem Schwarzmarkt oder zum Eigenanbau gezwungen, was Unregelmäßigkeiten der Versorgung und zweifelhafte Qualität mit sich bringen kann. Das zuständige Ministerium nahm das Problem ernst und importierte im vergangenen November 100 Kilogramm Cannabis, um den Bedarf zu decken.

Neben medizinischem Cannabis sind in den meisten EU-Ländern medizinische Präparate erhältlich, die die Wirkstoffe des Cannabis enthalten, beispielsweise Sativex gegen Multiple Sklerose und neuropathische Schmerzen oder Marinol gegen Brechreiz bei Chemotherapie oder AIDS sowie zur Behandlung von Schwindelgefühl und Appetitlosigkeit. In näherer Zukunft wird zur Behandlung von Epilepsiesymptomen Epidiolex erhältlich sein, das reines CBD (Cannabidiol) enthält. Diese Präparate decken nicht das gesamte Krankheitsspektrum ab, in dem Cannabis wirksam sein kann. Viele PatientInnen finden Cannabis in seiner natürlichen Form wirkungsvoller, andererseits sind medizinische Behandlungen mit Medikamenten auch kostspieliger. Daher ist es zu begrüßen, dass immer mehr Länder die Notwendigkeit sehen, Cannabis in seiner natürlichen Form zum medizinischen Gebrauch zuzulassen. Cannabis stellt heute ein unverzichtbares Heilmittel dar, das PatientInnen eine effektive Behandlung mit geringem Risiko bietet.

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