Heilende Erinnerung
Unsere schlechten Erinnerungen sind wichtig, um Wiederholungen unangenehmer Erlebnisse zu verhindern. Französische ForscherInnen wiesen nach, dass bei Vorahnungen, die aus schlechten Erlebnissen resultieren, die Cannabinoide in unserem Organismus eine wichtige Rolle spielen. In Gefahrensituationen ist es wichtig, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei einem Feueralarm wissen wir, dass wir schnellstmöglich das Haus verlassen müssen. In anderen Gefahrensituationen verlassen wir uns nicht auf Erlerntes, sondern auf persönliche Erfahrungen. Wenn wir durch Erdnüsse einen Allergieanfall hatten, erklingt später ein innerer Alarm, wenn man uns welche anbietet. Unser Organismus lernt aus Erfahrungen, wie er auf bestimmte Reize reagieren muss und wie er seine Haut aus bestimmten Situationen rettet.
Die Habenula wurde von der Wissenschaft als die Hirnregion identifiziert, die in bestimmten Situationen unangenehme Vorahnungen in uns hervorruft. Sie ist kleiner als eine Erbse. ForscherInnen des französischen Institut national de la santé et de la recherche médicale (Nationales Institut für Gesundheit und medizinische Forschung, ISERM) und der Universität von Bordeaux entdeckten, dass dieses Phänomen nicht nur in den Regionen der Habenula, sondern auch im inneren Cannabinoidsystem eine Rolle spielt. Die Forschergruppe von Giovanni Marsicano konzentrierte sich auf den Cannabinoid-Rezeptor 1, dessen Tätigkeit auch durch CBD, den Hauptbestandteil des Marihuanas, angeregt wird. Die Forscher hatten Mäuse konditioniert, bestimmte Geräusche und Gerüche als Zeichen für Gefahrensituationen zu deuten. Mäuse mit nur wenigen Cannabinoidrezeptoren innerhalb ihrer Habenularegion reagierten auf die Signale nicht mit Angst. Bei anderen Signalen, die mit positiven Erinnerungen in Verbindung standen, reagierten sie genauso wie die anderen Mäuse. Die ForscherInnen meinen daher, dass das Cannabinoidsystem in der Habenula verantwortlich für den Umgang mit unangenehmen Erinnerungen ist. Dies ist besonders wichtig bei der Behandlung von Depressionen, Angststörungen oder Drogenabhängigkeit. Die ForscherInnen vertrauen darauf, dass ihre Entdeckung zu neuen Therapiemöglichkeiten führen wird.