Hanf rettete ihm zweimal das Leben

Den größten Schaden verursachte die Verfolgung durch die Behörden

Vor vierzig Jahren begann ein niederländischer Rentner die Nebenwirkungen seiner Chemotherapie mit Cannabis zu mildern und in den letzten Jahren besiegte er seinen Prostatakrebs mit CBD-Öl. Dazu hätte er gern selbst Hanf angebaut, aber die ungarischen Behörden hielten ihn für einen Verbrecher und schikanierten ihn jahrelang.

Der 70-jährige Hans Molenkamp hat ein aufregendes Leben hinter sich: Er arbeitete in Autofabriken, nahm vier Mal an der Rallye Paris-Dakar teil, bereiste die Welt als professioneller Fotograf und veröffentlichte ein Buch über seine Reisen auf Kuba. Derzeit lebt er im Ruhestand mit seiner Frau in einem kleinen Dorf in Südungarn. Dort baut er unter anderem Obst und Gemüse an.

 

Selbstheilung mit Cannabis und CBD-Öl

Hans Molenkamp hat seit Anfang 30 mit einer schweren Krankheit, dem Hodgkin-Lymphom, zu kämpfen. Das ist ein bösartiger Tumor im Lymphsystem, der normalerweise mit Chemotherapie und Bestrahlung behandelt wird.

„Ich habe die Diagnose 1979 bekommen. Ich wurde mit der sogenannten MOPP-Chemotherapie behandelt, die Nebenwirkungen waren Erbrechen und körperliche Schwächung. Damals habe ich Cannabis in Joints ausprobiert, um die Nebenwirkungen zu reduzieren, was sehr gut funktioniert hat. Soweit ich weiß, war ich 1980 der Erste, der damit experimentierte. Heute ist es eine der häufigsten medizinischen Anwendungen von Cannabis.“

Hans Molenkamp begann in den 2000er Jahren mit der Panoramafotografie. Als er im Auftrag des Staates in mehreren osteuropäischen Ländern Fotos machte, zog er schließlich im Jahr 2007 nach Ungarn. 2010 traf ihn ein weiterer Schicksalsschlag, als bei ihm Prostatakrebs diagnostiziert wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte er von den gesundheitlichen Vorzügen von CBD-Öl aus Hanf gehört und probierte es aus. Sein Zustand verbesserte sich so sehr, dass er die Hormonbehandlung mit ihren starken Nebenwirkungen abbrechen konnte.

„Vor anderthalb Jahren habe ich zufällig meinen ehemaligen Urologen getroffen. Er sah mich an, als sei ich ein Geist und fragte, ob man mich vielleicht in den Niederlanden behandelt hatte. Als ich verneinte, war sein Erstaunen noch größer. Ich erzählte ihm von meiner Heilung mit CBD-Öl und bat ihn dann, einen CT-Scan an mir durchzuführen. Das Ergebnis bestätigte, dass der Tumor vollständig zurückgegangen war.“

Mittelalterliche Hexenjagd

Als Rentner konnte er sich aber keine CBD-Therapie für Hunderttausende von Forint pro Monat leisten, daher beschloss er, CBD aus selbst angebautem Hanf herzustellen. Die Hanfsamen bestellte er in den Niederlanden, wobei er darauf achtete, dass der in der Europäischen Union zulässige THC-Wert der Pflanze von 0,2 % nicht überschritten wurde. Er wusste jedoch nicht, dass in Ungarn nur der Anbau von Saatgut erlaubt war, das in der Nationalen Sortenliste aufgeführt war. Seines stand nicht darin. Im Juli 2016, ein paar Wochen nach der Bestellung, erhielt er eine polizeiliche Vorladung, mit der sein Leidensweg begann, der bis Februar 2020 andauern sollte. Die Gesellschaft für Pressefreiheiten übernahm gratis seine rechtliche Vertretung.

„Zuerst wurde ich beschuldigt, in großen Mengen Drogen produzieren zu wollen, dann klagte man mich wegen der Gründung einer kriminellen Vereinigung an, schließlich wurde in der Anklageschrift festgestellt, dass am Flughafen Drogen von mir beschlagnahmt worden waren, weil das Paket per Luftpost eingetroffen war.“

Die Polizei musste bei dem kranken Rentner an einen kapitalen Fang geglaubt haben, denn wie sonst kann man sich erklären, dass sie einfach ignorierten, dass die Bestellung an einen normalen Saatgutladen ging und die 6.000 Samen nur 6 € kosteten? Der als Fachmann hinzugezogene Botaniker stützte seine Expertise auf Literatur aus dem Jahr 1966, nach welcher der Samen für die Arzneimittelherstellung geeignet sei. Diese Fehleinschätzung hat den Prozess um Jahre verlängert. Die Polizei setzte derweil ihre eigenen Mittel ein und spielte auf Zeit.

„Eines Tages hielt ein Polizeiauto mitten auf der Straße vor unserem Haus an. Mit laufendem Motor und eingeschaltetem Licht standen sie 10 Minuten da, dann stieg einer aus und rief laut aus: ‚Molenkamp, Hans!‘ Ich dachte, die Gestapo wolle mich holen, aber es stellte sich heraus, dass ich nur ein paar Papiere unterschreiben musste. Sie können sich vorstellen, wie das in einem Dorf mit 600 Einwohnern wirkt, wo jeder alles weiß.“

Das Verfahren wurde jahrelang hin- und hergeschoben, bis die Justiz schließlich einsah, dass sie nicht zweifelsfrei feststellen konnte, dass es sich bei den beschlagnahmten Beweismitteln um Cannabissamen handelt. Nach vier Jahren zeigte sie sich ratlos und stellte das Verfahren ein.

 

Hunde simulieren nicht

Während der Untersuchungen gab Hans Molenkamp die Therapie nicht auf und kaufte bei einem ihm bekannten Züchter so viel Hanf, wie er zur Behandlung seiner Krankheit benötigte. Den Rest gab er Bekannten, die auch Linderung für ihre Krankheiten suchten.

„In meiner Umgebung werden 10 ml CBD-Öl aus 10 Gramm Pflanzen hergestellt. Ich benutze dafür 50 Gramm, damit ich ein viel dichteres Konzentrat bekomme. Ich verwende 96%igen Alkohol für die Extraktion, der dabei verdunstet.“

Von dem verbleibenden Öl gab er auch welches an Schwerkranke aus dem Bekanntenkreis weiter, unter der Bedingung, dass sie ihm über die Wirkung berichten. In allen Fällen wurden Verbesserungen gemeldet, einschließlich eines seltenen Krebses, für den es derzeit kein Medikament gibt. Das übrige Öl ging aber nicht nur an Bekannte, sondern wurde auch bei Haustieren benutzt.

„Wir halten mehrere Hunde. Einer von ihnen ist ein Border Collie, den sein Besitzer für etwa 2.000 Euro gekauft hat, aber dann nicht haben wollte. Mit 12 Jahren kam er zu uns. Er hatte Hüftdysplasie. Eine schreckliche Krankheit, die starke Schmerzen verursacht und im fortgeschrittenen Stadium dazu führt, dass der Hund nicht mehr laufen kann. Dieser Hund war der Rudelführer und trotz der Krankheit erfüllte er seine Rolle. Aber er fiel immer hin. Wir gaben ihm versuchsweise morgens einen Tropfen Öl, zwei Tage später stand er wieder auf und die anderen Hunde erkannten ihn wieder als Rudelführer an. Dieses Beispiel ist wichtig, denn beim Menschen kann man eventuell an eine Placebowirkung glauben, aber nicht bei Hunden.“

Hans Molenkamp konsumiert weiterhin regelmäßig CBD-Öl, um seine Gesundheit zu erhalten. Mit dem Ende des Strafverfahrens ist es endlich gelungen, Samen unter Einhaltung aller Vorschriften zu bestellen, diesmal statt 6.000 gleich 60.000! Somit steht der Erfüllung des Traums der Eheleute, CBD-Öl aus eigenem Anbau zu produzieren, nichts mehr im Wege.

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