Hanf gewinnt den Drogenkrieg
Namhafte Fachleute beteiligten sich an dem drogenpolitischen Diskussionsforum der Central European University (CEU), das die umstrittenen Ergebnisse des seit fünfzig Jahren herrschenden Drogenverbots unter die Lupe nahm: Sandeep Chawla, stellvertretender Direktor der UNODC, Niamh Eastwood, Direktor der britischen Drogenreformorganisation Release, und das niederländische Transnational Institute, vertreten durch Martin Jelsma, Koordinator des Programms Drugs & Democracy.
Chawla stellte schon zu Beginn der Diskussion klar, dass er den Ausdruck “Regime des Drogenverbots” für unangemessen hielt, da der Ausgangspunkt der UN-Vereinbarung nicht das strafrechtliche Verbot, sondern eine Verringerung der Risiken in der öffentlichen Gesundheitspflege sei. Diese Vorgabe haben die Vereinbarungen seiner Meinung nach auch eingelöst, denn weniger als 5 % der Weltbevölkerung konsumierten illegale Mittel, im Gegensatz zu den ungleich stärker verbreiteten Drogen Alkohol und Tabak. Obwohl seine Diskussionspartner diese Risikobegrenzung begrüßten, hielten sie ihm entgegen, dass gegenwärtig in den meisten Ländern ein strenges Verbot angestrebt würde, was zahlreiche unerwünschte Effekte mit sich bringe. Wie Eastwood bissig anmerkte, könnten die 70.000 Toten des mexikanischen Drogenkrieges wohl kaum als Erfolg für die Volksgesundheit verbucht werden. Er fügte hinzu, dass es sowohl positive als auch negative Beispiele für die Auswirkungen der Entkriminalisierung gäbe, aber deren Einführung keine ernsthaften Auswirkungen auf das Ausmaß des Drogenkonsums habe, jedoch die Effektivität der Gesundheitsvorsorge steigere. Kasia Malinowska, Diskussionsleiterin und Direktorin des Drogenpolitischen Programms der Open Society Foundation (OSF), beleuchtete die negativen Auswirkungen des Drogenverbots anhand eines persönlichen Beispiels. Gleichaltrige Mittelschüler ihres Sohnes nähmen lieber rezeptpflichtige, hoch opiathaltige Tabletten zu sich, weil sie Angst hätten, mit Cannabis, das mit weit weniger Risiken behaftet ist, erwischt zu werden.
Auch Chawla akzeptierte, dass eine Überprüfung der Vereinbarungen nötig sei und die Kriminalisierung der DrogenkonsumentInnen verringert werden müsse, damit – den ursprünglichen Vorstellungen entsprechend – sich die volksgesundheitliche Betrachtungsweise Geltung verschaffen könne. Die positiven Begleitumstände der Abkommen hielt er dennoch für bewahrenswert. Im Zusammenhang mit der Überprüfung im Jahre 2016 sagte er voraus, dass das Marihuana die Achillesferse sein könne, da sich die meiste Kritik an seiner Einstufung als “illegal” entzünde. Das bekräftigte auch Jelsmas Beitrag, der im Zusammenhang mit einem Besuch Uruguays erzählte, dass mit der erfolgten Legalisierung in zwei Staaten der USA das Auftreten der Vereinten Nationen gegen die Drogen seine Legitimation eingebüßt habe. Seiner Meinung nach werde Mexiko, wenn die Legalisierungswelle in den USA einsetzt, sofort das Marihuana legalisieren, und dieser Prozess werde sich über ganz Südamerika hinweg fortsetzen.