Halber Erfolg in Kroatien

Mit langsamen, aber sicheren Schritten verlassen wir die wahnsinnige Welt des Drogenkrieges, die KonsumentInnen einer vielseitigen Heilpflanze mit Gefängnis droht. Nun läutete ein Patient die Revolution in Kroatien ein. Zwar ist es nicht gelungen, Cannabis auf Rezept durchzusetzen, aber wenigstens cannabinoidhaltige Medikamente.

Medical Marijuana California

Obwohl in der internationalen Presse von der Freigabe des medizinischen Cannabis die Rede war, wurden in Wirklichkeit nur rezeptpflichtige Medikamente und Präparate zugelassen, die Cannabinoide, in erster Linie aber THC, enthalten. Auch in Kroatien war damit, wie in den meisten Fällen, die Entkriminalisierung des Cannabisbesitzes der erste Schritt. Am 1. Januar 2013 trat das Gesetz in Kraft, das Cannabis und andere, weniger bedenkliche Rauschmittel aus der Kategorie der harten Drogen herausnimmt und den Besitz einer geringen Menge von Marihuana zum Eigengebrauch nicht mehr als Straftat, sondern als Ordnungswidrigkeit ahndet. Die Geldstrafen dafür sind allerdings sehr hoch: Jemand, der von der Polizei mit ein paar Gramm erwischt wird, kann mit einer Strafe von 600 bis 2.500 Euro rechnen. Damit wollte man auch zu verstehen geben, dass die KonsumentInnen in Zukunft nicht mehr mit Verfahrenskosten belastet werden sollen, die Dealer aber weiterhin ihre eigene Entlarvung „mitfinanzieren” sollen.

Der Anstoß für das Genehmigungsverfahren für die medizinische Anwendung kam von einem Patienten, der unter multipler Sklerose leidet und bei dem die Polizei 20 Kilo getrocknetes Marihuana gefunden hatte. Der Kranke hatte schon jahrelang zur Linderung seiner Symptome Cannabisöl benutzt und hielt während des Verfahrens zahlreiche Vorträge über die positiven medizinischen Wirkungen des Cannabis. „Für uns, die Patienten, ist das Cannabis eine der wichtigsten Pflanzen für unser Leben und unsere Gesundheit“, erklärte der Kranke. „Jeder hat das Recht der freien Wahl und zur Selbstmedikation.“ Wie es scheint, erhörte die Regierung den Patienten, denn sie ließ Anfang des Jahres Fragen im Zusammenhang mit der Regulierung des medizinischen Cannabis von Experten aus dem Gesundheitsministerium klären. Mit dem Ergebnis, dass am 15. Oktober Cannabispräparate für PatientInnen mit Krebs, multipler Sklerose, Epilepsie und AIDS freigegeben wurden. ÄrztInnenn können monatlich bis zu 750 mg THC verschreiben, das entspricht 150 Marinol-Tabletten von je 5 mg oder etwa 30 Dosen Sativex-Spray. Das ist keine geringe Menge, bedeutet aber für den SM-Patienten, der die Regulierung in Gang gebracht hat und der seine Symptome mit hochkonzentriertem Cannabisöl behandelt, eine unzureichende und teurere Alternative. Daher geht der Kampf der Kroaten für die therapeutische Anwendung von Cannabis beziehungsweise für die vollkommene Legalisierung weiter.

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