Ganja-Nonnen

Für die 80.000 TouristInnen, die Merced besuchten, dürfte es ein merkwürdiger Anblick gewesen sein: Die Hauptsehenswürdigkeit der kalifornischen Stadt sind zwei Nonnen, die in ihrem Garten eine gewaltige Hanfplantage haben – zur Herstellung von medizinischen CBD (Cannabidiol)-Tinkturen und -Cremes. Allen, die nun glauben, die katholische Kirche habe eine neue Richtung eingeschlagen, sei verraten, dass die Damen Medizinalhanfaktivistinnen sind. Die 55-jährige Schwester Kate begann 2011, Nonnenkleidung zu tragen – aus Empörung darüber, dass der amerikanische Kongress Pizza als Gemüse einstufte. „Wenn Pizza Gemüse ist, bin ich eine Nonne!“, begründete sie ihre Entscheidung. Dann traf sie auf die 24-jährige Schwester Darcy, die über einige Erfahrung im organischen Anbau verfügte. Ihre Gartenbaumethoden sind allerdings eher von New-Age-Spiritualität geprägt als von katholischen Dogmen. Ernte und Herstellung der Medikamente richten sich deshalb nach dem Mondzyklus. Die beiden sind sehr umweltbewusst und betonen, dass es ihnen beim Cannabisbusiness nicht ums Kiffen, sondern um die Therapie gehe. Ihre Alltagsroutine nennen sie „biblische Zeiten“ – sie besteht daraus, E-Mails zu beantworten, Kunden zu bedienen und ihre Community-Website zu pflegen. Neuerdings versuchen sie zu erreichen, dass der Magistrat von Merced endlich zur Kenntnis nimmt, dass die BürgerInnen von Kalifornien schon 1996 für das erste Medizinalcannabisprogramm gestimmt haben. Er solle endlich den Konsum für therapeutische Zwecke zulassen. Die Stadt hatte letztes Jahr beschlossen, dass ihre BürgerInnen sich nicht mit Cannabis therapieren dürfen. Um auf diese Fehlentscheidung aufmerksam zu machen, tun die Nonnen jetzt alles, was in ihrer Macht steht. Das Verbot tritt Anfang März in Kraft – dann wird die CBD-haltige Pflanze illegal, und die Nonnen werden zu Kriminellen. Wir hoffen, dass es nicht zu diesem Akt der Blasphemie kommt und wir weiterhin von den Nonnen organisches CBD-Öl kaufen können.

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