Für die Spanier reicht 7% THC
Die Kritiker des Cannabisverbots berufen sich mit vorliebe auf das niederländische Modell, wo sich jeder Erwachsene frei in ein Cafeshop setzen kann, um von seiner Lieblingssorte zu paffen. Wer aber die Nachrichten verfolgt, konnte dem neuen Plan der niederländischen Regierung begegnen, der die Sorten, die mehr als 15% THC beinhalten vom Angebot der Caffés zu verweisen würde und sie in die Gruppe der harten Drogen einordnete.
Obwohl wir diesen Schritt nicht für richtig halten, weist er auf ein wichtiges Problem der niederländischen Regelung hin. Undzwar darauf, dass wenn der Markt steuert – sei er weiß, grau oder schwarz – das Ziel ist immer die Erwartungen des Verbrauchers zu befriedigen. Aber die niederländischen Drogtouristen erwarten in erster Linie Wirkung und das bekommen sie auch dann, wenn sie später auch selbst einsehen, dass es ein bisschen zu stark sei. So ist es verständlich,dass als das Verbot dieser Sorten auftauchte, stäubten sich die Besitzer der Cafeshops sofort dagegen, denn diese bärenstarke Ganjas geben 80% des Bestandes. Aus der Geschichte wissen wir, dass das Verbot von Produkten mit bedeutender Nachfrage, Handel im Schwarzmarkthandel verursacht, also mit großer Wahrscheinlichkeit landen die potentiellen Sorten in den Händen des Dealers, zu ihrer größten Freude. Wenn neben Kokain auch muskulöse Skunks in der Westenta-sche der Kriminellen erscheinen, dann hat die Regierung tatsächlich erreicht, dass das Grünzeug zu den harten Drogen zählt.
Es lohnt sich darüber nachzudenken, wie der legale und illegale Markt das Erscheinen immer härterer Sorten notwendig gestaltet. Die Besitzer von Sortenveredelungsfirmen und Cafés, die immer neue Sorten schaffen, aber auch die einfachen Dealer versuchen gegen die Konkurenz mit niedrigeren Preisen oder mit höherem THC-Inhalt einen Vorsprung zu gewinnen. Und wo ist hier dann das tatsächliche Interesse der Konsumierer? Natürlich niergendwo. Ihnen werden keine Karten zugeteilt. Der Markt funktioniert halt so, deshalb ist die Regelung der sie vertretenden Organe, letztendlich des Staates notwendig. Die Bedürf-nisse der Konsumierer ändern sich von sich selbst nicht so, dass Ganjas mit 15-20% THC-Inhalt den Smokern genügen.
Um dies zu beweisen, brignen wir ein erfrischendes Beispiel aus der mediterranisschen Gegend. Auf dem 18. Rototum Sunsplash Festival in Spanien war auch die Schadenvermin-derungsorganisation Energy Control anwesend, die von den Besuchern überreichten Cannabismuster an Ort und Stelle getestet haben und sie über den THC- und CBD- Inhalt ihrer Rispe informierten. Es ist gut zu wissen, dass der Hanf in Spanien im Großen und Ganzen so ein Produkt ist, wie bei uns in Ungarn der Schnaps: jeder kann ihn anbauen und nach der Ernte ist die Überprüfung erlaubt, sogar empfehlbar. Er darf nicht in den Handel gezogen werden. Kein Wunder, dass die getesteten Muster in Spanien im Durchschnitt 7,36% THC enhielten, nachdem sie mit dieser Regelung die Wirkungen auf dem Markt ausgeschalteten. (Das strärkste Muster war 20,15%, das schwächste 1,44%.) Bei Hasis war der THC-Wert im Durchschnitt 9,18%. Wenn also demnach den Hanf nicht der profitorientierte, sogar legale Markt regelt, sondern der vernünftige Verstand der Konsumierer regelt, dann sind nicht die in den Niederlande verbreiteten superpotenten Ris-pen, sondern, die 7-8% Sorten super geeignet, die die Konzerte begleiten.
Dazu müssen die Konsumierer die Möglichkeit haben, zu Hause diese 1-2 Pflanzen zu züchten, dann überprüfen zu lassen, damit es allen klar wird, wie viel Wirkstoff die Pflanze enthält. (CBD Cannabionid verwandelt sich während der Blütezeit zu THC in der Pflanze, so beeinflusst nicht nur die Genetik der Sorte, sondern auch der Zeitpunkt der Ernte die Menge und Proportion der Wirkstoffe.) Und wer seine Pflanze monatelang mit Verantwortung pflegt, wird die es auch verantwortungsvoller konsumieren, als jener Drogtourist, der ohne Sachkenntnis und Erfahrung in der Hoffnung einiger durchgedrehten Tag die Niederland besucht Schlusspointe: die Aktivisten der Energy Control schmeichelten mit einer kleinen Tabelle den Festivalbesuchern, in dem sie mitteilten, mit welchen Wirkungen eventuell Risiken sie rechnen müssen neben den typisch vorkommenden THC- und CBD-Proportionen. Für die österreichischen Verhältnisse könnte das niederländische Freimarktmodell sympatisch sein, aber wir favorisieren eher das spanische System.