Fünf Fragen an FLO

Anfang 2017 kam FLO in Österreich auf den Markt. Es handelt sich dabei um einen neuen Dünger, der eine bisher unerreicht hohe Qualität bei einfacher Anwendung verspricht. FLO ist ein Feststoffdünger mit lebendigen Mikroorganismen. Man mischt ihn am Anfang ein Mal unter das Substrat und gibt dann über den gesamten Zyklus nur noch Wasser. „Wenn es um Qualität geht, gibt es keine Konkurrenz für mich“, ist Flo überzeugt. Wir trafen uns mit Flo, dem Inhaber von Florian’s Living Organics, um über sein Produkt und die Idee dahinter zu sprechen.

 

Medijuana: Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, FLO zu entwickeln? Wie lange arbeitest du schon an deinem Produkt?

Florian Henrich: Ich bin über das Recycling von gebrauchten Erdsubstraten auf die Idee gekommen, FLO zu entwickeln, und weil ich unzufrieden mit den am Markt erhältlichen Flüssigdüngern war. Ich arbeitete damals mit verschiedenen Zusatzstoffen und habe mir gedacht, dass es wenig Sinn macht, die Pflanzen zuerst so stark wie nur möglich zu düngen, um dann die Salzablagerungen in den drei letzten Wochen wieder auszuspülen. Ich dachte mir, es muss doch eine Möglichkeit geben, der Pflanze die Nährstoffe zur Verfügung zu stellen, die sie während des gesamten Zyklus braucht, sodass man nicht nachdüngen und am Schluss nicht ausspülen muss.

Das war 2011. Ein Jahr später bin ich auf eine Erdmischung gestoßen, die in Kalifornien entwickelt wurde. Seitdem habe ich nie wieder zurückgeschaut und die Zusammensetzung über mehrere Jahre hinweg optimiert. Die Ergebnisse waren einfach fantastisch! Auch meine Freunde konnten es kaum glauben: „Du gibst nur Wasser über den gesamten Zyklus? Das soll funktionieren?“ Dann habe ich mich schließlich entschieden, meinen Dünger zu vertreiben, und 2016 die Firma Florian’s Living Organics gegründet.

MED: Was ist das Besondere an FLO? Inwiefern unterscheidet es sich von den Produkten deiner Wettbewerber?

FH: Das Besondere ist, dass man den Dünger nur ein Mal ins Substrat einarbeitet und auch den pH-Wert des Gießwassers nicht korrigieren muss. Das funktioniert so: Die Pflanze geht in Symbiose mit den Pilzen und Bakterien, die in FLO enthalten sind. Dann übernehmen die Mikroorganismen das Nährstoffmanagement der Pflanze. Im Gegenzug versorgt die Pflanze ihre Symbiosepartner mit Kohlenhydraten und opfert dafür bis zu 25 Prozent ihres Kohlenhydratertrages. In der Natur leben Pflanzen schon seit 650 Millionen Jahren in Symbiose mit Pilzen und Bakterien, sie sind also ein eingespieltes Team.

Die feinen Hyphen der Pilze wachsen zum Teil aus dem Boden in die Pflanze hinein, manche sogar bis in die Blätter. Sie schließen mithilfe von Enzymen die Nährstoffe im Boden auf und transportieren sie in die Pflanze. Daher ist es nicht nötig, dass die Nährstoffe die Zellwände direkt passieren, wie es bei mineralischen Düngern der Fall ist.

Mit FLO werden Pflanzen zu vollständigen Organismen, die sich erfolgreich mit ihren Symbionten verbinden. So werden sie auch um ein Vielfaches wehrhafter gegen Schadinsekten und pathogene, also schädliche Mikroorganismen als ihre Artgenossen, die mit mineralischen Düngemitteln gegeben werden. So wächst beispielsweise ein Pilz bis in die Blätter der Pflanzen und schießt von dort aus Sporen auf Schadinsekten, die daraufhin an einer Pilzinfektion sterben. Anschließend transportiert er die Proteine aus dem toten Insekt in Form von Stickstoff in die Pflanze. In der letzten Ausgabe der Medijuana (04/18) beschreibe ich das Zusammenwirken von Bodenleben und Pflanze in dem Artikel zum Thema Phytomikrobiom genauer.

 

MED: Das hört sich an, als wäre in FLO wirklich alles drin, was man braucht. 50 Euro finde ich aber trotzdem etwas teuer für einen Sack Erde.

FH: Das höre ich nicht das erste Mal. FLO ist auch keine Erde, sondern ein Dünger. Und er ist sehr günstig, wenn man bedenkt, was man alles bekommt.

Zum einen kaufe ich alle Rohstoffe in der EU ein, und das so regional wie möglich. FLO wird in Deutschland produziert, in einem Betrieb, der bereits über 90 Jahre Erfahrung mit der Herstellung fermentierter organischer Düngemittel hat. Und das hat einfach seinen Preis. Eine Produktion in einem Billiglohnland kommt für mich nicht infrage. Ich möchte mein Produkt nicht um die halbe Welt karren und den Leuten dann erzählen „Jetzt ist alles bio.“

Man spart außerdem viel Zeit: Bei anderen Düngern musst du jede Woche ein- bis zweimal deine Nährlösung ansetzen und den Tank reinigen. Wenn man die Zeitersparnis über einen gesamten Zyklus mit dem Preis für einen Sack verrechnet, ist es eigentlich so, als würde man Geld geschenkt bekommen. Anders ausgedrückt: Die Arbeitszeitersparnis ist einfach phänomenal.

Der dritte große Vorteil von FLO ist, dass man jeder Pflanze gleichzeitig gerecht wird. Jeder kennt das Problem: Du hast in deinem Garten normalerweise stickstoffsensible Pflanzen, Pflanzen mit einem normalen Stickstoffbedarf und welche mit sehr hohem Stickstoffbedarf. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Pflanzen einigermaßen gerecht zu werden, musst du deine Nährlösung in unterschiedlichen Konzentrationen ansetzen oder gleich mit unterschiedlichen Tanks arbeiten. Und dennoch wird man den individuellen Bedürfnissen der Pflanzen nur selten gerecht. Mit FLO nehmen sich deine Pflanzen aus dem Boden, was sie brauchen. Daher sage ich gerne: Alle Pflanzen lieben FLO!

 

MED: Was ist deine Vision für FLO? Wo wird es in Zukunft hingehen?

FH: Das große Ziel ist ein Umdenken in Sachen Düngemitteln. Weg von mineralischen Düngemitteln und chemischen Pflanzenschutzmitteln, hin zur Schaffung eines intakten Ökosystems und einer Optimierung des Bodenlebens im Einklang mit der Natur sowie dem Upcycling organischer Abfallstoffe zu hochwertigen organischen Rohstoffen.

Der Schlüssel dazu liegt wie so oft im Wissensstand der Verbraucher. Daher schreibe ich Artikel für Medijuana und andere Zeitschriften und teile mein Wissen vorbehaltslos. Nur wenn wir unser Wissen teilen, kommt die Community als Ganzes voran. Nur dann kann sich in der Folge auch etwas in der Landwirtschaft ändern. Mit organischen Düngemitteln wie FLO können wir dazu beitragen, dass die Belastung unserer Böden und unseres Wassers zurückgeht, dass unsere Lebensmittel wieder gesünder werden und dass wir in der Landwirtschaft nicht mehr auf mineralische Dünger, Insektizide, Pestizide und Fungizide angewiesen sind. Dieses Umdenken in der Landwirtschaft ist es, wofür ich stehe und was ich erreichen möchte. In diese Richtung sollten wir, müssen wir gehen.

 

MED: Das hört sich alles sehr interessant an. Schade, dass unsere Zeit schon wieder um ist.

FH: Ja, ich könnte stundenlang über das Thema sprechen, aber dafür bräuchte es wahrscheinlich eine Sonderausgabe eures Magazins. Für alle Interessierten gibt es in diesem Jahr aber noch die Möglichkeit, auf der Cultiva persönlich mit mir zu sprechen. Ihr findet mich wieder an Stand E006.

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