Französisches medizinisches Cannabisprogramm verschiebt sich

Zu Beginn des Jahres schien es noch so, als könnte im September 2020 ein zweijähriges Testprogramm beginnen, um dreitausend PatientInnen, für die sich kein Medikament als wirksam erwiesen hat, medizinisches Cannabis zur Verfügung zu stellen. Wegen der Coronavirus-Epidemie wurden die Pläne jedoch geändert und der Start auf Januar 2021 verschoben. Angesichts der französischen Infektionsdaten ist dies verständlich und die Verzögerung nicht besonders gravierend. Ärgerlich allerdings für die 3.000 Menschen, die noch ein paar Monate auf ihre Therapie warten müssen, in die sie große Hoffnungen gesetzt hatten. In einer Pressemitteilung bekräftigte die französische Arzneimittelagentur und die Generaldirektion Gesundheit (DGS) im Juni ihr Engagement für das Pilotprogramm des Landes. Derzeit werden Details ausgearbeitet, darunter die Entwicklung einer Patientenakte und die Kriterien für die Einbindung der PatientInnen in das Programm. Festgelegt wurden auch die Bedingungen, nach denen die LieferantInnen und VermarkterInnen von Cannabisprodukten ausgewählt werden. Zum Programmstart soll eine Plattform für die Schulung der Beschäftigen im Gesundheitswesen entwickelt werden. All dies soll im Dezember abgeschlossen sein. Für das Land sind das bedeutende Schritte, da in Frankreich trotz hoher Konsumraten bis vor Kurzem das strengste Cannabisgesetz Westeuropas in Kraft war, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung eine weniger strenge Regulierung befürwortete. Der Umschwung kam 2018, als im Sommer die ersten CBD-Cafés des Landes eröffnet wurden. Im November desselben Jahres wurde die durchschnittliche Strafe für den Besitz einer kleinen Menge auf 200 € gesenkt. Der wichtigste Schritt ist jedoch zweifellos der Start des medizinischen Cannabisprogramms, das hoffentlich auch Frankreich auf den von Deutschland und Italien vorgezeichneten Weg bringen wird.

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