Frankreich und das Medizinalmarihuana

Unter der konservativen Regierung Sarkozy unternahm Frankreich, das eine der strengsten Drogenpolitiken in Europa verfolgte, einen bedeutsamen Schritt hin zu einer rationalen Reglementierung. Die am 5. Juni verkündete Änderung des Gesundheitsgesetzes Nummer 473/2013, das vorher jegliche nicht-industrielle Anwendung von Marihuana verbot, öffnet nun den Weg zu einer medizinischen Nutzung. Gesundheitsministerin Marisol Touraine ließ in ihrer Verlautbarung ein paar Monate zuvor keinen Zweifel daran, dass die französische Regierung an die Genehmigung von Medikamenten auf Cannabisbasis, in erster Linie an die Legalisierung des Sprays Sativex, denke. Nach höher gespannten Vorstellungen wird man jedoch der deutschen Praxis folgen, und so werden die französischen Patienten, deren Gesundheitszustand die Medikamente auf Cannabisbasis nicht im gewünschten Maße verbessern, auch auf die vom niederländischen Office for Medicinal Cannabis (OMC) vertriebenen Cannabissorten zurückgreifen können.

Wie auch immer es sich gestaltet, der Beschluss ist ein bedeutender Schritt zur Anerkennung von Marihuana als Heilmittel, dem mit der Zeit auch die Entkriminalisierung der Konsumenten folgen muss. Gegenwärtig unterstützt von der politischen Palette Frankreichs nur die kleine Grüne Partei der Regierungskoalition die Einstufung des Drogenkonsums als Ordnungswidrigkeit, doch letztes Jahr hatte schon der Erziehungsminister Vincent Pelon die Meinung vertreten, dass diese Frage gründlich überdacht werden müsse. Und wenn auch nur aus dem Grund, dass Frankreich in Europa das deutlichste Beispiel einer verfehlten, strengen Drogenpolitik zeigt: Es droht den Konsumenten mit ernsthaften Sanktionen und verbietet gewöhnlich auch die Abbildung von Hanfblättern, doch im Konsum von Marihuana werden in Europa die Franzosen nur von den Dänen übertroffen.

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