Europas Grasexporteur Nummer eins

Wer bisher gedacht hatte, dass die Niederlande, dank ihrer Coffeeshops und ihres Programms für medizinisches Marihuana, der größte Ganjaversorger des Alten Kontinents ist, der irrt sich. Auch der König des Outdoorgardenings – Spanien – ist nicht der wichtigste Exporteur. Die größte Menge kultiviert ein albanisches Dorf, aus dem über neunhundert Tonnen Marihuana in die verschiedenen Teile Europas geliefert werden.

Die Gastfreundschaft ist nicht vergleichbar mit einem niederländischen Coffeeshop oder einem spanischen Cannabis Club, ebenso kann die Produktion nicht gerade als organisch bezeichnet werden. Die kaum mehr als 5.000 Einwohner von Lazarat leben fast alle von der Hanfzucht, jedoch unter nicht annähernd idealen Bedingungen. Wie im übrigen Albanien ist auch hier die Produktion von großen Mengen von Marihuana strafbar, aber leider ist die Polizei hilflos oder bekommt einen Anteil am Gewinn. Bei der letzten Aktion im Sommer diesen Jahres versetzten ihr die lokalen Drogenbarone einen so schweren Schlag, dass sie zum Rückzug blies. Die Geschäftsbetreiber fassen aber auch ihre Züchter nicht mit Samthandschuhen an. Auf den Feldern arbeiten zum größten Teil Frauen und Kinder, die beim Auftauchen der Polizei ohne zu zögern als lebende Schilder benutzt werden – die Bosse wissen, dass die Polizei keine zivilen Opfer will. Die Arbeiter/innen arbeiten oft in Zwölfstundenschichten, nicht selten in der glühenden Sonne. Von bereitgestellten Getränken, Arbeitskleidung und normalen Arbeitsbedingungen kann keine Rede sein. Die Züchter bekommen für ein Kilo Marihuana insgesamt acht bis zehn Euro – immer noch mehr, als Weizen einbringt. Im Gegensatz dazu wechselt ein Kilo Ganja für 1.000 bis 2.000 Euro Großhandelspreis den Besitzer! Von der Jahresproduktion von 900 Tonnen beschlagnahmt die Polizei 15 bis 20 Tonnen, damit bleiben den Verbrechern Einnahmen in gewaltiger Höhe. Die illegal beschäftigten Arbeiter/innen werden nicht nur finanziell ausgebeutet, man nimmt auch keine Rücksicht auf ihre Gesundheit. Um höhere Erträge zu erreichen, verwendet man Pestizide und Düngemittel. Das ist alltägliche Praxis und ruiniert die Gesundheit vieler.

In den letzten Monaten haben Tausende von Menschen mit Symptomen wie Erbrechen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen einen Arzt aufgesucht. Die Krankheiten wurden mit ziemlicher Sicherheit von den chemischen Zusatzstoffen bei der Herstellung und Verpackung ausgelöst. Darüber hinaus konnte  der Kunstdünger im verkauften Cannabis nachgewiesen werden und gefährdet die Gesundheit der Verbraucher. Dies einzig und allein, weil ein paar Leute unglaubliche Gewinne einfahren, indem sie die Machtlosigkeit und Unfähigkeit (gelobt seien ehrenhafte Ausnahmen) ausnutzen. Die Lage in Lazarat könnte nur durch die Legalisierung gebessert werden. Bis dahin kann der verantwortliche Konsument nur eines tun: albanisches Marihuana unsicherer Herkunft meiden.

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