EU-ParlamentarierInnen fordern mehr Cannabis-Forschung

Im Europäischen Parlament wurde Mitte Februar ein Entschließungsantrag zur Förderung der Erforschung von medizinischem Cannabis eingebracht. Der Antrag einiger Mitglieder der grünen Fraktion zielt auf den verstärkten Einsatz von Cannabis in der Medizin, da erwiesen sei, dass Cannabis bei vielen Krankheiten wirkungsvoll eingesetzt werden kann.

 

In der angenommenen Entschließung fordern die Abgeordneten die Kommission und die nationalen Behörden auf, eindeutig zwischen Arzneimitteln auf Cannabis-Basis und anderen Anwendungen von Cannabis zu unterscheiden. Kommission und Mitgliedstaaten sollten die regulatorischen, finanziellen und kulturellen Hindernisse beseitigen, vor denen die Forschung hier stehe: Diese solle angemessen finanziert und medizinisches Personal besser über medizinisches Cannabis informiert werden.

Zudem forderten die Abgeordneten, dass die Forschungstätigkeiten in der EU ausgeweitet und Innovationen im Zusammenhang mit Projekten, bei denen es um den Einsatz von Cannabis in der Medizin geht, gefördert werden.

 

ÄrztInnen sollen Arzneimittel auf Cannabis-Basis verschreiben dürfen

Die Abgeordneten fordern die Mitgliedstaaten auf, es dem professionellen Ermessen der ÄrztInnen zu überlassen, PatientInnen mit entsprechenden Krankheiten offiziell zugelassene Arzneimittel auf Cannabis-Basis zu verschreiben. Wenn diese Medikamente wirksam seien, sollten sie von den Krankenversicherungen in gleicher Weise wie bei anderen Arzneimitteln übernommen werden, heißt es.

Das Parlament betont, dass sich eine Regulierung für Arzneimittel auf Cannabis-Basis in zusätzlichen Ressourcen für die Gebietskörperschaften niederschlagen würde, sich damit der Schwarzmarkt eindämmen und die Qualität sowie eine korrekte Kennzeichnung sicherstellen ließen. Zudem würde sich der Zugang Minderjähriger zu diesem Stoff beschränken lassen.

Die Abgeordneten sind der Ansicht, dass es Beweise dafür gibt, dass Cannabis und die darin enthaltenen Cannabinoide – etwa im Zusammenhang mit HIV/Aids – den Appetit anregen oder den Gewichtsverlust verringern, die Symptome von psychischen Störungen wie Psychosen, des Tourette-Syndroms und von Epilepsie, Alzheimer, Arthritis, Asthma, Krebs, Morbus Crohn und Grünem Star lindern, zur Verringerung des Risikos von Adipositas und Diabetes beitragen sowie Menstruationsbeschwerden lindern können.

Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Dezember 2017 offiziell empfohlen hat, den Stoff Cannabidiol (CBD) – ein Bestandteil von Cannabis – nicht international als kontrollierten Stoff zu erfassen, sind die Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten zum Einsatz von Cannabis in der Medizin sehr unterschiedlich.

Bisher werden Cannabisblüten nur in Deutschland und den Niederlanden als Medikament eingesetzt, wobei bisher kein einziger Fall negativer Wirkungen auf die betroffenen PatientInnen bekannt wurde.

Medikamente auf Cannabis-Basis haben schon lange ihren Siegeszug in der EU angetreten. Mittlerweile können schon in 20 EU-Staaten derartige Medikamente verschrieben werden.

Cannabis war vor einem Jahrhundert eines der meistverwendeten Medikamente überhaupt. Erst durch die UN-Drogenkonvention aus dem Jahr 1961 fand der Einsatz von Cannabis in der Medizin ein Ende. Dadurch kam es zu einem jahrzehntelangen Stopp der Cannabis-Forschung, ehe diese in den 1990er Jahren des letzten Jahrhunderts in den USA und anderen Ländern wiederaufgenommen wurde. In diesen Zeitraum fällt auch eine wichtige Entdeckung: 1994 stellte der israelische Forscher Prof. Rafael Mechoulam fest, dass der menschliche Körper über ein Endocannabinoidsystem verfügt. Der Mensch wurde also quasi von der Natur mit einem eigenen System für die Aufnahme von Cannabinoiden ausgestattet.

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