Erkämpfte Reformen in Slowenien

In den vergangenen fünf bis sechs Jahren nutzten in Slowenien mehrere Zehntausend Menschen unterschiedliche Cannabisabkömmlinge als Medizin. Nach der Entkriminalisierung wird das Drängen nach einer staatlichen Erlaubnis des therapeutischen Gebrauchs immer stärker.

Jaka Bitenc, der 2010 einen Cannabis Club für den medizinischen Gebrauch gründet hatte, wurde bereits von Medijuana interviewt. Das potente Rick-Simpson-Öl, das Bitenc bevorzugt, ist auch heute eins der verbreitetsten Therapiemittel in Slowenien. Seine Erfolgsgeschichte und die sich häufenden wissenschaftlichen Belege seiner Wirksamkeit überzeugten immer mehr slowenische ÄrztInnen, sodass die Überprüfung der Cannabisregelung zur Sprache kam. Im Dezember forderten Regierungs- und Bürgerorganisationen das slowenische Gesundheitsministerium auf, seinen Standpunkt zum Cannabis zu überdenken und den medizinischen Gebrauch zu unterstützen.

„Dem Gesundheitsminister zufolge sind wegen Cannabisbesitz und -handel schon zu viele Gerichtsverfahren anhängig und es gibt zu viele abweichende Gerichtsentscheidungen auf der Grundlage unterschiedlicher Normen. Das beweist, dass die Richtlinie und der rechtliche Hintergrund nicht klar sind“, sagte Dean Herenda, der seit 17 Jahren für die slowenische Regierung arbeitet. Nach Angaben des slowenischen Gesundheitsministeriums benutzen 160 PatientInnen ein synthetisches THC-Präparat namens Marinol. Herenda zufolge sei diese Zahl verschwindend gering im Vergleich zu den „insgesamt 30.000 SlowenInnen, die sich gegenwärtig illegal behandeln. Das ist eine gewaltige Zahl in einem Land mit zwei Millionen Einwohnern.“

Der 57-jährige Herenda wurde Cannabisaktivist, nachdem er 2011 zum ersten Mal von der therapeutischen Wirkung medizinischer Extrakte erfuhr. In diesem Jahr traf er Rick Simpson und den wahrscheinlich aktivsten slowenischen Unterstützer Božidar Radišic. Das Jahr 2015 stellte einen Wendepunkt für Herenda dar: Er musste zusehen, wie die Gesundheitsbehörden des Landes seine Angehörigen sterben ließen. Innerhalb von drei Monaten verlor er Mutter, Vater und seine Partnerin durch verschiedene Krankheiten. „Das Cannabisextrakt half ihnen allen, aber es war leider schon zu spät, ihre Leben zu retten“, sagte er. Da die Behandlungsform illegal sei, müssten die PatientInnen sie ohne ärztliche Überwachung durchführen. Im November 2015 gründete Herenda deshalb eine neue Organisation, deren Ziel es ist, die Gesetze zu verändern. Sie veranstaltet Seminare zur Fortbildung von ÄrztInnen, RechtsanwältInnen, PolitikerInnen und Durchschnittsmenschen.

Im Oktober vergangenen Jahres eröffnete die Ärztekammer einen Dialog mit einem Komitee des slowenischen Gesundheitsministeriums über die Cannabinoidmedikamente. Herenda und Radiic nahmen an der Sitzung teil und versuchten die Kommission davon zu überzeugen, die Cannabispflanze und das THC neu zu bewerten. Die Gruppe stimmte für die Ausarbeitung von Rechtsgrundlagen für Anbau und Vertrieb sowie für die Möglichkeit, Cannabisblüten, -öl und – tinktur auf Rezept zu verschreiben, auf Kosten der Krankenkasse.

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