Endocannabinoide aktivieren menschliche Spermien

Samenzellen tragen Cannabinoid-Rezeptor im Kopf

Kürzlich haben ForscherInnen bei menschlichen Spermien einen Rezeptor für Cannabinoide entdeckt. Er sorgt dafür, dass die Spermien ihre Kopfhülle abwerfen und dadurch befruchtungsfähig werden. Man könnte meinen, dies geschieht „wie programmiert“, da sie die Hülle erst dann abwerfen, wenn das Spermium im Genitaltrakt der Frau mit ihren körpereigenen Cannabinoiden in Kontakt kommt. Sie aktivieren die Samenzellen sozusagen, wie die ForscherInnen im Fachmagazin Scientific Reports berichten.

Close-up of a pregnant woman doing yoga.

Jetzt zeigt sich, dass das Endocannabinoidsystem auch bei der Befruchtungsfähigkeit von Spermien eine wichtige Rolle spielt. Entdeckt wurde dies an der Ruhr-Universität Bochum. Die Spermien legen einen weiten Weg zurück und nur ein Bruchteil von ihnen übersteht die lange Reise durch den weiblichen Genitaltrakt zur Eizelle. Damit sie den richtigen Weg finden, nutzen die Samenzellen raffinierte Schwimmtechniken, folgen chemischen Duftspuren und führen dabei sogar Berechnungen durch.

Wie die ForscherInnen rund um Professor Hanns Hatt nun herausfanden, reagiert einer dieser chemischen Sensoren auf die Endocannabinoide. Der Rezeptor GPR18 gehört sogar zu den drei am häufigsten vorkommenden Andockstellen des Spermiums. „Der Rezeptor reagiert sowohl auf den pflanzlichen Cannabiswirkstoff THC als auch auf die körpereigene Fettsäure NAGly, die zum Cannabinoidsystem gehört“, sagt Hatt. „Er ist wesentlich empfindlicher für NAGly als die beiden klassischen, schon lange bekannten Cannabinoidrezeptoren.“

Kommt das Spermium mit dem Endocannabinoid NAGly in Kontakt, wird dieses aktiviert. Das Spermium setzt dadurch Verdauungsenzyme frei und verliert die Hülle an seiner Spitze – eine der Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Fortpflanzung.

 

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