Einkauf nicht nur in der Apotheke

Cannabisgebrauch älterer Menschen in Colorado

Nach der Legalisierung fühlen sich immer mehr ältere US-AmerikanerInnen zum Marihuanakonsum hingezogen. Wie beeinflusst diese Entwicklung die Stellung des Cannabis im 21. Jahrhundert?

Im Oktober erschien eine neue Studie in der Zeitschrift American Geriatric Society, die versucht, diese Frage zu beantworten: anhand einer Befragung von Menschen über 65 Jahren in Colorado über die Art ihres Konsums und die Beschaffungsmethoden nach der Legalisierung.

350 Menschen meldeten sich freiwillig zu dieser Studie. 32 Prozent von ihnen gaben an, dass sie mindestens ein Mal im Leben Marihuana konsumiert hätten. 16 Prozent seien als „aktive“ KonsumentInnen zu betrachten, die Marihuana konsumieren, seitdem es 2012 für Erwachsene legalisiert wurde. Diesen Personen legte man dann Fragen nach der Art und Häufigkeit des Konsums vor. Die Antworten ergeben ein interessantes Bild davon, in welchem Maße die Legalisierung die Beschaffung für den medizinischen Gebrauch erleichterte.

Die meisten Befragten gaben an, dass Cannabis ihre altersbedingten Beklemmungen und Depressionen lindere und bei der Behandlung von Schlafstörungen, chronischen Schmerzen und Appetitlosigkeit helfe. 26 Prozent der Befragten gaben an, dass sie medizinisches Cannabis auf Empfehlung rauchten, 67 Prozent konsumierten es zur Entspannung in der Freizeit.

Obwohl die meisten Befragten über ein ärztliches Rezept verfügten, beschafften es sich die meisten zum erstmaligen medizinischen Gebrauch gegen Schmerzen, Angst, Depressionen und Schlaflosigkeit ohne Rezept. In den Staaten mit legaler Möglichkeit zum Freizeitkonsum benutzt es die ältere Generation neben den verschriebenen Medikamenten. Es wäre nötig, altersunabhängig über den Cannabiskonsum zu forschen.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Ältere US-AmerikanerInnen bevorzugen offenbar den Konsum in Lebensmitteln (42 Prozent), Verdampfung schätzen 29 Prozent. Beliebt in dieser Altersgruppe sind auch Extrakte und Öle.

Als häufigste Symptome werden Schmerzen (64 %) angegeben, gefolgt von Schlafstörungen (38 %), Angstbeklemmungen (24 %), Depression (22 %) und Appetitlosigkeit (18 %). Die „aktiven“ CannabiskonsumentInnen der Untersuchung sind der Meinung, dass man mit Cannabis mehrere Probleme gleichzeitig behandeln könne.

„In dieser Altersgruppe gibt es Menschen in großer Zahl, die schon in ihrer Jugend erste Erfahrungen mit Cannabis gesammelt haben und nun im Alter wieder dazu zurückkommen“, erklärte Justin Strekal, politischer Leiter der gemeinnützigen Organisation NORML (National Organization for the Reform of Marijuana Laws). „Die Älteren greifen zu Cannabis, weil es die Möglichkeit bietet, sich Erleichterung zu verschaffen und den teilweise dramatischen Nebenwirkungen der traditionellen Medikamente zu entkommen und ihre Lebensqualität zu verbessern.“

Der republikanische Gouverneur von Colorado, John Hickenlooper, äußerte sich im April in einem Interview mit dem Rolling Stone ähnlich: „Bisher sehen wir keine Steigerung des Konsums“, sagte Hickenlooper. „Nur bei den Älteren ist eine deutliche Steigerung zu verzeichnen.“

Natürlich muss man bedenken, dass der Kreis der Befragten ziemlich klein war. Auch die AutorInnen der Studie räumen dies ein. Außerdem könne es das Bild verzerren, dass die Befragten sich freiwillig gemeldet hatten. „Während der Freizeitgebrauch in den USA immer populärer wird, ist es wichtig, die Art und Weise des Konsums zu verstehen und ebenso die medizinischen Kurz- und Langzeitwirkungen“, schließt die Studie. „Deshalb müssen wir gezielte und zufällig generierte klinische Erhebungen in der Zielgruppe der aktiven Cannabiskonsumenten als einen Schritt zum weiteren Verständnis betrachten und die Ergebnisse mit den am häufigsten mit Cannabis behandelten Symptomen und Krankheitsbildern abgleichen.“

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