Eine Entscheidung über Milliarden

1391223999365In der letzten Ausgabe unseres Magazins berichteten wir über die Online-Initiative zur Legalisierung von Marihuana in Großbritannien. Da die Zahl der gesammelten Unterschriften mehr als das Doppelte der benötigten Unterschriften betrug, setzte das Parlament die Frage tatsächlich auf die Tagesordnung. Die Analysen der Regierung gelangten inzwischen zu dem keineswegs überraschenden Resultat, dass die Legalisierung mehrere Hundert Millionen an Steuereinnahmen erbringen würde und damit bedeutende Einsparungen bei der Strafverfolgung. Diese Regierungsstudie stammt noch aus der ersten Jahreshälfte, aus der Zeit der Koalition der Conservative Party mit den Liberal Democrats, und wurde bisher nicht veröffentlicht. Sie enthält Schätzungen wie diese: dass nämlich 2,2 Millionen Bürger Englands jährlich 216 Tonnen Gras rauchen. Davon ausgehend errechneten Wirtschaftsfachleute, dass der legale Cannabismarkt und die dadurch mögliche Ausgabensenkung bei den Ordnungsmaßnahmen jährlich – Achtung! – das Haushaltsdefizit um 1,25 Milliarden Pfund senken würde. Norman Lamb, dem gesundheitspolitischen Sprecher der Demokraten, zufolge erwägt seine Partei eine Legalisierung und Besteuerung von Cannabis nach dem Vorbild einiger amerikanischer Staaten. Für ihn stellte sich die zentrale Frage, ob man das potenziell gefährliche Produkt in den Händen der Verbrecher belassen wolle, denen die Gesundheit der Konsumenten gleichgültig ist, oder ob man sich lieber für eine staatliche Regelung entscheide. Lamb beantwortete seine Frage dahingehend, dass der regulierte Markt aus gesundheitspolitischen Aspekten sinnvoller sei und auch der Behandlung vieler Jugendlicher als Straftäter ein Ende setzen würde.

Das Home Office hingegen will weder legalisieren noch entkriminalisieren, sondern das Cannabis weiterhin in der Kategorie B für mittelmäßig gefährliche Drogen behalten. Es begründet seinen Standpunkt mit mentalen und physischen Schäden, die Marihuanakonsumenten erleiden, und die von wissenschaftlichen Studien gründlich beleuchtet würden. Schade, dass sie sich die Schäden, die das Drogenverbot an Individuen, der Gesellschaft und der Wirtschaft verursacht, nicht so zu Herzen nehmen.

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