Eindhoven will sich selbst versorgen

Hollands fünftgrößte Stadt präsentierte die naheliegende Idee, man könne dem Schwarzmarkt ein Ende bereiten, wenn die Gärtner der Stadt ihr Marihuana in den Coffeeshops verkaufen würden. Wir verstehen nicht, warum das so lange gedauert hat und worauf die übrigen holländischen Städte noch warten.


Der Magistrat von Eindhoven unterstütze den geplanten Versuch des regulierten Anbaus von Marihuana, schrieb der Bürgermeister der Stadt in einer Presseerklärung. “Dieser Vorschlag zum regulierten Anbau möchte das bekannte Problem namens ‚Hintertür‘ lösen, das sich aus der illegalen Versorgung von Coffeeshops ergibt”, schreibt Ivo Opstelten in seinem an den holländischen Justizminister gerichteten Brief. Entgegen der landläufigen Auffassung ist nämlich der Anbau und Vertrieb von Cannabis in Holland nach den Buchstaben des Gesetzes verboten, wird aber gewöhnlich toleriert. Die niederländische Regierung zog sich im November letzten Jahres hinter das “Wietpas”-Gesetz zurück, von dem man erwartete, den Drogentourismus einzudämmen. So konnten unter anderem die Eindhovener Coffeeshop-Besitzer (die Stadt liegt in der Nähe der belgischen Grenze) selbst entscheiden, ob sie ausländische Kunden bedienen oder nicht. Im Interesse der Eindämmung des Marktes der Großproduzenten erbat Opstelten schon Anfang Februar vom Magistrat Vorschläge hinsichtlich der Regulierung des Anbaus von kleinen Mengen Cannabis. Nach Einschätzung von Bürgermeister Rob van Gijzel würden in der Region südlich von Eindhoven im großen Maßstab kleine Marihuanazuchten betrieben, an denen auch das organisierte Verbrechen beteiligt sei, was Geldwäsche, Betrug und Einschüchterungen mit sich bringe. Dem Bürgermeister zufolge zwängen die Verbrecher Coffeeshop-Besitzer, ihre Produkte aufzukaufen und abzusetzen. Das könne keineswegs als erfolgreiches Modell bezeichnet werden. Und es werfe auch Fragen hinsichtlich der Qualitätskontrolle und der allgemeinen Gesundheit auf. Die Einführung des regulierten Anbaus würde laut van Gijzel diese Probleme lösen und den Einfluss der Verbrecher schwächen. Die Probephase solle drei Jahre dauern. Der Justizminister bemerkte, dass weitere Stadtverwaltungen Vorschläge zur Ausgestaltung des Systems des regulierten Anbaus formuliert hätten, fügte aber hinzu, dass all dies im Widerspruch zu den niederländischen Gesetzen und den internationalen Vereinbarungen stehe. Auf jeden Fall könne das Beispiel Eindhovens bei der Überprüfung des Abkommens 2016 als positive Vorlage für das neu überdachte gesetzliche Cannabisverbot stehen.

 

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