Ein Moos könnte THC überlegen sein

Berner WissenschaftlerInnen haben in Zusammenarbeit mit KollegInnen von der ETH Zürich erstmals ein Cannabinoid aus Lebermoos molekular und pharmakologisch untersucht. Das Cannabinoid hat eine schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung, die derjenigen von THC überlegen sein soll. Die Studie wurde im Journal Science Advances publiziert.

Der japanische Pflanzenchemiker Yoshi-nori Asakawa hatte bereits 1994 eine mit THC verwandte Substanz im Lebermoos Radula perrottetii gefunden und dieser Substanz den Namen „Perrottetinen“ gegeben. In diesem Naturstoff sind die einzelnen Atome ähnlich wie im THC verknüpft, unterscheiden sich aber in ihrer dreidimensionalen Anordnung.

Jürg Gertsch vom Institut für Biochemie und Molekulare Medizin der Universität Bern entdeckte vor einigen Jahren, dass Lebermoose im Internet als sogenannte „Legal Highs“ angepriesen wurden. Zu der Zeit war über die pharmakologische Wirkung dieser Substanz noch nichts bekannt. In Zusammenarbeit mit ChemikerInnen des Teams von Erick Carreira vom Departement für Chemie der ETH Zürich hat das Berner Forschungsteam um Gertsch nun THC und Perrottetinen biochemisch und pharmakologisch verglichen. In Tiermodellen konnten sie zeigen, dass das Perrottetinen sehr einfach ins Gehirn gelangt und dort spezifische Cannabinoidrezeptoren aktiviert. Es weist sogar eine stärker entzündungshemmende Wirkung im Gehirn auf als THC, was Perrottetinen für eine medizinische Anwendung interessant macht. „Es ist erstaunlich, dass nur zwei Pflanzengattungen, die 300 Millionen Jahre in der Entwicklungsgeschichte auseinanderliegen, psychoaktive Cannabinoide produzieren“, sagt Gertsch.

Perrottetinen wirkt an Cannabinoidrezeptoren ähnlich wie körpereigene Endocannabinoide. Laut den Forschenden sind jedoch weitere Studien nötig, zum Beispiel in präklinischen Modellen von chronischem und entzündlichem Schmerz. Insbesondere hemme Perrottetinen die entzündungsauslösenden Prostaglandine im Gehirn.

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