Drogenkonsum zu Lehrzwecken

Seit mehr als einem Jahr betreibt Drugslab aus den Niederlanden einen YouTube-Kanal mit Videos, auf denen drei junge Leute mit dem Ziel der Information und Risikominimierung verschiedene Drogen ausprobieren. Obwohl der Kanal immer öfter in die Kritik gerät, unterstützen YouTube und das niederländische Ministerium für Wissenschaft und Bildung das Programm. Auf den wöchentlich aktualisierten Videos probieren ein Mädchen und zwei Jungen nach den Publikumswünschen immer neue Drogen aus. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit standen auf der Liste schon Kokain, MDMA, Cannabisöl, Salvia, Ketamin und zahllose weitere legale und nichtlegale Mittel. Auf den Videos treten sie im Allgemeinen zu zweit auf, sprechen vor dem Ausprobieren über die Eigenschaften der Droge, die empfohlene Dosierung und Konsummethoden bzw. über empfohlene Praktiken und solche, die man tunlichst meidet. Dann nimmt einer die Droge und berichtet seinem Partner und den Zuschauern live über ihre Wirkung, während man im Hintergrund auf einem Monitor seine Körpertemperatur und den Puls angezeigt bekommt.

Vielleicht erinnert man sich noch an die Selbstzensur von Facebook, Twitter und Google im Zusammenhang mit dem Marihuanakonsum (Medijuana 2016/4 – Blockierte Inhalte), die auch dazu führte, dass Inhalte unbegründet blockiert wurden. YouTube folgt einer anderen Logik, verteidigt den Kanal von Drugslab und erklärte, man sei „stolz darauf, dass die Leute Videos über verschiedenste Dinge finden“. YouTube verkündete, Drugslab habe „eindeutig erzieherischen Wert“. Die ProduzentInnen der Serie sind der Meinung, dass Drogen überall auf der Welt gebraucht würden und es daher nützlich sei, auf unterhaltsame und informative Weise die Methoden des sicheren Drogengebrauchs und die wahren Gefahren der betreffenden Mittel kennenzulernen. Man wolle niemanden zum Drogengebrauch ermuntern, aber Informationen für den Fall bereitstellen, dass jemand sich zum Ausprobieren entschließt.

Natürlich gibt es auch andere Standpunkte zu der Serie. Eine britische Großmutter beispielsweise verurteilte Drugslab, nachdem ihr 16-jähriges Enkelkind durch einen Cocktail aus Kokain, Ecstasy und LSD den Tod fand. Drugslab empfiehlt natürlich nie, Drogen zu mischen, trotzdem ist die Großmutter der Meinung, dass der Kanal die Drogenerlebnisse überhöhe, was auf Teenager ermutigend wirken könne. Das ist natürlich nur eine Seite der Medaille. Es hat keinen Nachrichtenwert, wenn jemand die Ratschläge zur Risikominimierung befolgt und Drogen eingedenk der Gefahrenminimierung konsumiert. Darüber könnten wahrscheinlich die meisten ZuschauerInnen berichten, was YouTube zu Recht herausstellt.

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