Drogenkonsum durch Schwangere

Forschung auf einem bisher unbekannten Gebiet

So unglaublich es klingen mag, wir verfügen bisher über keine konkreten Angaben, wie während der Schwangerschaft konsumiertes Marihuana die Entwicklung des Embryos beeinflusst. Eine amerikanische Forschergruppe begibt sich nun auf medizinisches Neuland, um diese Wissenslücke zu schließen.

 

Es gibt mehrere Gründe, warum wir für diese wichtige Frage keine wissenschaftlichen Erkenntnisse haben. Einerseits gibt es viele Frauen, die während der Schwangerschaft nicht nur Cannabis benutzen, sondern auch beispielsweise Tabak und Alkohol, deren schädliche Wirkungen auf den Embryo bekannt sind. Andererseits ist es unüblich, dass schwangere Frauen, die aus welchen Gründen auch immer Cannabis konsumieren, diese Entscheidung publik machen. Denn sie befürchten eine Stigmatisierung oder den Entzug des Sorgerechts. Eine Gruppe, die für eine solche Untersuchung prädestiniert ist, sind werdende Mütter, die Cannabis zur Linderung ihrer Krankheits-symptome benutzen, sich aber aller anderer Mittel enthalten, die für den Embryo schädlich sein könnten. ForscherInnen der Universität Washington haben nun unter ihnen Freiwillige gesucht, um zu untersuchen, wie sich der Marihuanakonsum auf die Entwicklung des Gehirns der Neugeborenen auswirkt. Die Untersuchung „Moms + Marijuana” begleitet die Frauen vom ersten Trimester der Schwangerschaft bis zur Geburt des Babys. Anschließend untersuchen die ForscherInnen das Gehirn des sechs Monate alten Säuglings, um mögliche Auswirkungen des Cannabiskonsums festzustellen. Ihr Augenmerk richtet sich auch auf die kognitive und motorische Entwicklung, den Gesundheitszustand des Organismus und das Sozialverhalten. Die Säuglinge werden im Schlaf einer Magnetresonanztomographie unterzogen und Phenyl- und Ethanolgerüchen ausgesetzt, um festzustellen, ob sie das Belohnungssystem des Gehirns aktivieren. „Diese Untersuchung zielt auf eine spezielle Schicht der Frauen, die während der Schwangerschaft Cannabis zur Behandlung ihrer Symptome einsetzen“, sagte die Radiologin Dr. Natalia Kleinhans von UW Medicine. Meist benutzen sie Cannabis zur Bekämpfung von Übelkeit, ohne die möglichen Risiken für den Säugling zu kennen. Die ForscherInnen hoffen, 70 werdende Mütter in die Untersuchung einbeziehen zu können. Die eine Hälfte von ihnen wird Cannabis benutzen, die andere stellt die Kontrollgruppe dar. Anmelden können sich die Frauen bis zur 13. Woche der Schwangerschaft. Die Cannabiskonsumentinnen werden wöchentlich zweimal Cannabis zu sich nehmen, in erster Linie, um die morgendliche Übelkeit zu behandeln. Die Kon-trollgruppe darf natürlich weder Marihuana noch Alkohol oder Tabak konsumieren. „Die geringe Zahl von Untersuchungen über die Wirkung des pränatalen Cannabiskonsums auf die Entwicklung des kindlichen Gehirns wurde mit Frauen durchgeführt, die mehrere Drogen benutzten. Keine einzige Forschung konzentrierte sich ausschließlich auf die Wirkung von Marihuana“, sagte Dr. Kleinhans zu den Zielen ihrer Pionierarbeit. „Diese Untersuchung umfasst regelmäßige Drogentests während der Schwangerschaftszeit, damit wir jeweils aktuell überprüfen können, ob die Schwangeren nicht auch andere Drogen benutzen und damit wir nicht nur auf die Angaben der Mütter nach der Geburt angewiesen sind.“ Die Teilnehmerinnen müssen wöchentlich ihren Konsum melden und können Cannabis nur bei lizenzierten Händlern einkaufen. Zusätzlich müssen sie Fotos von der Verpackung der Produkte schicken, damit die ForscherInnen die Daten der enthaltenen Inhaltsstoffe zur Verfügung haben. Dr. Kleinhans betonte, dass ein Teil der bisher verwendeten Präparate gegen morgendliche Übelkeit niemals an Schwangeren getestet worden war man Cannabis aber, wegen seines schlechten Rufs nicht verwenden will.  Wir hoffen, dass noch weitere Untersuchung zu diesem Thema folgen werden.

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